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news >> 2008 >> 080126_01

26.01.2008

Gerichtliche Aufarbeitung einer Auseinandersetzung im Prenzlauer Pub "Overdick"

Vom "fremdenfeindlichen Angriff" zur Wirtshauskeilerei

Prenzlau (ipr). Das Verfahren gegen die beiden Uckermärker Mike S. und Heiko P., die am 19. Januar 2007 den in Prenzlau lebenden Iraner Said M. im Prenzlauer Pub "Overdick" geschlagen und beleidigt haben sollen, wurde vom Strafrichter des Amtsgerichtes Prenzlau gegen die Zahlung einer Geldbuße von 500 beziehungsweise 300 Euro vorläufig eingestellt.

Die Geldbußen sind in zwei Monatsraten bis März dieses Jahres an eine gemeinnützige Kindereinrichtung in Prenzlau zu zahlen. Dann erst erfolgt die endgültige Einstellung des Verfahrens, verfügte das Gericht.

Der Prozess brachte wenig Klarheit über den Tathergang, förderte aber einige interessante Aspekte zu Tage:

Heiko P. soll lediglich über das Bein des knienden Iraners gestolpert sein. Said M. soll einen Barhocker geschmissen haben. Heiko P. hat Said M. per Kopfstoß niedergestreckt, und Mike S. soll auf ihn eingeschlagen haben nachdem sich die Situation bereits beruhigt hatte. Das war die höfliche Umschreibung dafür, dass zwei Polizisten ihn bereits festhielten als er getroffen wurde.

Gegen das Opfer, Said M., ist ebenfalls ermittelt worden. Hierbei geht es um Körperverletzung und Widerstand gegen die Staatsgewalt. Und es gibt noch Ermittlungen gegen einen weiteren Tatbeteiligten.

Das Gericht sah es wohl als wenig erfolgversprechend an, die zahlreich geladenen und auch erschienenen Zeugen zu hören. Also einigte man sich zwischen den Prozessbeteiligten Richter, Staatsanwalt, Verteidigung und Nebenklage auf die Anhörung einer einzigen (Kompromiss) Zeugin.

Deren Erinnerungsvermögen war knapp einem Jahr nach dem Vorfall recht löcherig, sodass Richter Zech ihr mehrfach Vorhaltungen aus dem Vernehmungsprotokoll machen musste. Dabei entstand unter anderem der Eindruck, dass Said M. versucht haben könnte, die Zeugin im Nachhinein zu beeinflussen.

Sie hatte nicht beobachten können, was mit Said Ms. Bein geschehen war. Sie hörte ihn nur laut schreien. Ansonsten beschrieb sie den Konflikt als das gegenseitige Hochschaukeln von zwei Mackern.

Nicht geklärt werden konnte, was wie mit dem Barhocker genau geschah. Said M. hatte ihn gegriffen und geschmissen oder auch nicht. Einen Aufprall hatte die Zeugin jedenfalls nicht gehört. „Jemand soll ihn aufgefangen haben“, so die Zeugin. Auf keinen Fall konnte er in Richtung der Angeklagten geflogen sein, da diese laut der Zeugin direkt vor Said M. standen. Ob dies vor oder nach dem Kopfstoß geschah, wurde nicht erörtert. Die Zeugin erinnerte sich plötzlich an einem Mann, der an der Bar saß, den Hocker festhielt und versuchte, den Iraner zu beruhigen. Ein Zeuge, der in den Untersuchungsakten der Polizei nicht auftaucht. Auf Nachfragen des Staatsanwaltes nannte die Zeugin sogar den Namen diese Mannes. Es entstand der Eindruck, dass die Polizei bei ihren Ermittlungen in diese Richtung nicht unbedingt konsequent gearbeitet hatte.

Völlig ungeklärt für die Prozessbeobachter blieb die Frage, warum sich Mike S. in die Auseinandersetzung einmischte. Aber Einmischen könnte natürlich eine Vorliebe von Mike S. sein. Seltsamer Weise ist nämlich das Kürzel des Mannes, der im Januar letzten Jahres die Gegenversion zur Darstellung des Vorfalles in der "Prenzlauer Zeitung" zum Besten gab, mit dem von Mike S. identisch.

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