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09.09.2020

Burgunden im Spiel

Weihnachtsgrüße der nur-deutschen Art

Gartz (ipr) Eine kleine Notiz Ende Dezember 2019 in der Märkischen Oderzeitung (MOZ) führte jetzt zu einem Strafbefehl wegen des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen. Und im Oktober wird es zu einem Prozess kommen, weil der Bestrafte dem Strafbefehl widersprochen hat.


foto: ipr

Ein nicht anonymes Mitglied der geschlossenen Whatsapp-Gruppe "TWP aktuell" hatte zu Heiligabend einen besonderen Gruß verschickt. Darauf zu sehen ist ein Bild von Adolf Hitler, im Hintergrund das Hakenkreuz. Titel: "Der Führer wünscht allen Deutschen Frohe Weihnacht." Und zu Silvester hatte derselbe Mann nachgelegt "Der Deutsche rutscht nicht sondern marschiert ins neue Jahr" Diesmal allerdings eine Wehrmachtskapelle ohne Hakenkreuz.

Beim lesen der Zeilen in der MOZ spührte man die Verwunderung des Autors über den Absender der Fotos. Er kennt ihn persönlich und hätte dem ehemaligen Mitglied von "Die Linke" derartiges nie zugetraut: "Ein Witz? Ein Test? Eine Provokation? Versteckte Kamera? Das Ganze wird von keinem Mitglied der 36 Personen starken Gruppe kommentiert. Es gibt auch keinen Hinweis, was die Botschaft eigentlich bedeuten soll. Nun könnte man meinen, dass manche Leute den Glühwein im Advent nicht vertragen oder allein zu Hause sitzen und eine Wut auf die Umwelt bekommen. Alles verständlich. Doch wenn man auch noch weiß, dass einer der Administratoren der geschlossenen Gruppe ein Polizist ist, wird einem mulmig."


foto: ipr

Gegenrede.info schätzt den Absender der Bilder durchaus. Gegenüber der MOZ erklärte der, dass es ihm im Nachhinein leid tue. "Ich habe nicht in böser Absicht gehandelt und das unüberlegt weitergeleitet." Und weiter: "Wer mich kennt, weiß aber, dass ich nichts mit rechten Dingen zu tun habe."

Harte Jungs mit weicher Seele

So ganz stimmt das ja nicht. Da war doch dieser unreflektierte Artikel im Tantower Wordpress im Mai 2019 zum 10. Jahrestag der Bruderschaft "Burgunden Schwedt/Oder": Harte Jungs mit weicher Seele.

"Denkt mancher Mensch an Motorradclubs, dann ist es ähnlich wie mit dem Klischee über die Partei AfD", heißt es da im Vorspann: "Das sind doch alles Rechte, Nazis oder Schwerverbrecher hört man all zu oft im Volksmund. Um diesen und anderen Vorurteilen zu entgegnen hat sich der Clubchef der Schwedter Burgunden, Mike Neumann (46) … entschieden der Redaktion von TWP aktuell ein Interview zu geben." Dazu ein Foto mit allen Burgunden.


foto: ipr

Einer von denen war zu einer einjährigen Haftstrafe verurteilt worden, weil er einen Syrer mit dem Teleskopschlagstock bearbeitet hatte. Weitere hatten mitgeholfen, konnten aber nicht überführt werden. Das Urteil war im März 2019 rechtskräftig geworden. Ebenfalls im März war die Nazi-Rocklegende "Lunikoff" zu Gast im Schwedter Klubheim gewesen. Ein Konzert unter anderem mit den rechtsextremen "Wutbürgern" und Jule Juls, einer Liedermacherin aus dem Milieu des rassistischen "Frauenbündnisses Kandel" in Zehdenick stand bevor.

"Denkt mancher Mensch an Motorradclubs, dann …"; wer solche Zeilen über die Burgunden schreibt, den kann man günstigstenfalls als politisch naiv bezeichnen. Man könnte aber auch behaupten, das passt zu den Weihnachtsgrüßen. Außerdem werden die Burgunden im Brandenburgischen Verfassungsschutzbericht 2019 als rechtsextreme Bruderschaft genannt.

40 Tagessätze zu je 50 Euro standen im Strafbefehl. Mit dem Widerspruch kommen die Öffentlichkeit und die Prozesskosten noch hinzu.


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