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meinung >> 2009 >> 090609_01

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Axel Krumrey schrieb am 15.06.2009
Der Ehrlichkeit halber müsstest Du den relativen Wahlergebnissen auch die absoluten Stimmenzahlen beifügen. Denn ansonsten kommt das zu sehr verzehrt rüber. In Wollin haben "lediglich" 6 Personen DVU gewählt, das ist allgemein betrachtet nicht sonderlich viel, im Kontext der mieserablen Wahlbeteiligung aber durchaus.
Man muss davon ausgehen, dass die DVU nicht eins zu eins auf die Wählerklientel der NPD zurückgreifen kann. Was mitunter in der gewissen Ferne der DVU zur freien Kameradschaftsszene begründet liegt. Diejenigen, die trotzdem DVU wählen - auch unter Einbezug des de facto nicht wahrnehmbaren Wahlkampfes dieser Nazi-Partei - können als Überzeugungstäter gewertet werden. Eine Protestwahl ist deshalb nahezu auszuschließen, da eben genau in den Regionen, in denen die NPD überdurchschnittliche Erfolge verbucht hat, auch die DVU und die REP überdurchschnittlich abschneiden. Die "Sache", also das menschenverachtende Weltbild der Nationalsozialisten, als solche müssen diese Truppen angesehen werden, steht folglich im Vordergrund, die Organisation, die diese vertritt ist zweitrangig.
Aufgabe der Demokraten muss es nun sein, diejenigen, die bei der Kommunalwahl aus Frust und Protest NPD gewählt haben, die nun aber - insbesondere aus fehlender Überzeugung - nicht DVU gewählt haben, wieder ind Boot der Demokraten zu holen, Ihnen also Wege aus der eigenen Depression, die gesellschaftlich bedingt ist, aufzuzeigen. Das wird bei Hardcore-Nazis nicht gelingen und auch nicht bei solchen, die sich ausschließlich der NPD bzw. der freien Kameradschaftsszene verpflichtet fühlen und deshalb keine andere Nazi-Gruppierung wählen. Ein interessanter Aspekt ist in diesem Zusammenhang auch die generelle Europafeindlichkeit rechtsextremer Gruppierungen. Schließlich ist es zunächst ein bekannter Gegensatz, gegen das parlamentarische System zu agitieren und sich trotzdem zur Wahl zu stellen, ein zweiter wird hier deutlich, nämlich der, gegen die EU zu sein undtrotzdem an der Wahl zur EU teilzunehmen. Einige der rechtsextremen Kader werden auch deshalb der Wahl fern geblieben sein. Spannend übrigens, dass die NPD der DVU gerade diese Wahlteilnahme überlassen hat. Es dürfte ihr nicht sonderlich schwer gefallen sein. Einerseits, weil die Chancen des Erfolges ohnehin gering waren, andererseits, weil sich nun eher die DVU in dem angesprochenen Zwiespalt zwischen EU-Ablehung und parallelen Wahlantritt befindet. Die NPD ist fein raus und muss sich diesbezüglich nicht erklären ...
Eines zeigt uns dieses Wahlergebnis jedoch auch: Es ist noch nicht zu spät für die Demokraten!

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