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news >> 2009 >> 090609_01

09.06.2009

Das rechte Klientel entlang des Randowbruchs

Ohne NPD läuft wenig in der Uckermark

Pinnow (ipr) Die beiden rechtsextremen Parteien "Deutsche Volksunion" (DVU) und "Republikaner" (Rep) erreichten in der Uckermark bei den Europawahlen zusammen 2,4 Prozent der Stimmen und halbieren damit den Stimmenanteil, den die NPD zu den Kreistagswahlen im September 2008 erreicht hatte.

Ein Blick auf die Ergebnisse in den einzelnen Wahlbezirken verrät, dass die Rechtsextremen weiterhin ihre besten Ergebnisse entlang des Randowbruchs erzielen konnten. Aufgrund ihres Deutschlandpaktes mit der DVU war die NPD bei den Wahlen zum Europäischen Parlament nicht angetreten.

Das kleine Dörfchen Wollin machte wieder den Spitzenreiter mit 28 Prozent der Stimmen gemeinsam für Reps und DVU. Hier hatte die NPD bei den Kommunalwahlen 34 Prozent erreicht. Im Nachbarort Eickstedt waren es 6,4 Prozent und in Schmölln 4,7 Prozent. In der Gemeinde Randowtal insgesamt betrug der Stimmanteil der rechtsextremen Parteien 7,4 Prozent.

Im Ortsteil Bagemühl der Stadt Brüssow, der mit einem polnischen Restaurantbesitzer gesegnet ist und der NPD bei den Kreistagswahlen 18 Prozent der WählerInnenstimmen bescherte, ließen sich die Rechten diesmal nicht an die Wahlurnen locken. 4,3 Prozent erreicht dort die DVU. Die Reps fanden gar nicht statt.

In Woddow erreichten die beiden Parteien zusammen 7,5 Prozent. Während in Wollschow bei den Kreistagswahlen die NPD noch mit 10,1 Prozent der Stimmen aufhorchen ließ, bemühte sich bei der Europawahl lediglich ein Rep-Wähler ins Wahllokal, was ein Stimmanteil von 1,7 Prozent bedeutete. Spitzenreiter in Brüssow war diesmal der Wahlbezirk Brüssow 1 mit einem Stimmanteil von 10,3 Prozent für die beiden rechtsextremen Parteien. In Brüssow insgesamt lagen beide Parteien zusammen bei 5,1 Prozent. Die NPD erzielte bei den Kreistagswahlen noch 7,5 Prozent.

Wahlergebnisse der Europawahlen nach Wahlbezirken

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Axel Krumrey schrieb am 15.06.2009
Der Ehrlichkeit halber müsstest Du den relativen Wahlergebnissen auch die absoluten Stimmenzahlen beifügen. Denn ansonsten kommt das zu sehr verzehrt rüber. In Wollin haben "lediglich" 6 Personen DVU gewählt, das ist allgemein betrachtet nicht sonderlich viel, im Kontext der mieserablen Wahlbeteiligung aber durchaus.
Man muss davon ausgehen, dass die DVU nicht eins zu eins auf die Wählerklientel der NPD zurückgreifen kann. Was mitunter in der gewissen Ferne der DVU zur freien Kameradschaftsszene begründet liegt. Diejenigen, die trotzdem DVU wählen - auch unter Einbezug des de facto nicht wahrnehmbaren Wahlkampfes dieser Nazi-Partei - können als Überzeugungstäter gewertet werden. Eine Protestwahl ist deshalb nahezu auszuschließen, da eben genau in den Regionen, in denen die NPD überdurchschnittliche Erfolge verbucht hat, auch die DVU und die REP überdurchschnittlich abschneiden. Die "Sache", also das menschenverachtende Weltbild der Nationalsozialisten, als solche müssen diese Truppen angesehen werden, steht folglich im Vordergrund, die Organisation, die diese vertritt ist zweitrangig.
Aufgabe der Demokraten muss es nun sein, diejenigen, die bei der Kommunalwahl aus Frust und Protest NPD gewählt haben, die nun aber - insbesondere aus fehlender Überzeugung - nicht DVU gewählt haben, wieder ind Boot der Demokraten zu holen, Ihnen also Wege aus der eigenen Depression, die gesellschaftlich bedingt ist, aufzuzeigen. Das wird bei Hardcore-Nazis nicht gelingen und auch nicht bei solchen, die sich ausschließlich der NPD bzw. der freien Kameradschaftsszene verpflichtet fühlen und deshalb keine andere Nazi-Gruppierung wählen. Ein interessanter Aspekt ist in diesem Zusammenhang auch die generelle Europafeindlichkeit rechtsextremer Gruppierungen. Schließlich ist es zunächst ein bekannter Gegensatz, gegen das parlamentarische System zu agitieren und sich trotzdem zur Wahl zu stellen, ein zweiter wird hier deutlich, nämlich der, gegen die EU zu sein undtrotzdem an der Wahl zur EU teilzunehmen. Einige der rechtsextremen Kader werden auch deshalb der Wahl fern geblieben sein. Spannend übrigens, dass die NPD der DVU gerade diese Wahlteilnahme überlassen hat. Es dürfte ihr nicht sonderlich schwer gefallen sein. Einerseits, weil die Chancen des Erfolges ohnehin gering waren, andererseits, weil sich nun eher die DVU in dem angesprochenen Zwiespalt zwischen EU-Ablehung und parallelen Wahlantritt befindet. Die NPD ist fein raus und muss sich diesbezüglich nicht erklären ...
Eines zeigt uns dieses Wahlergebnis jedoch auch: Es ist noch nicht zu spät für die Demokraten!

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