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21.01.2008
Morgen beginnt gerichtliche Aufarbeitung einer Auseinandersetzung im Prenzlauer Pub "Overdick"
Vom "fremdenfeindlichen Angriff" zur Wirtshauskeilerei
Prenzlau (ipr) Fast auf den Tag genau nach einem Jahr findet morgen früh vor dem Prenzlauer Amtsgericht der Prozess um den tätlichen Angriff auf den Iraner Said M. im Pub Overdick statt. Beschuldigt werden zwei Uckermärker der Körperverletzung und der Beleidigung.
Den Vorwurf der Fremdenfeindlichkeit hatte die Staatsanwaltschaft schon im Herbst letzten Jahres nach ausführlichen Ermittlungen verneint.
Kurz nach dem Vorfall hatte Andreas Brandt, Opferanwalt beim Weißen Ring, zu einer Pressekonferenz auf der Chirurgischen Station geladen, wo der 36-jährige Said M. behandelt wurde. Der aus dem Iran stammende Fotograf war eigenen Aussagen zufolge Opfer eines rechtsradikalen Überfalls geworden. Er habe Todesangst gehabt und sei sicher, dass man ihn umbringen wollte.
Hendrik Dittmann, Ortsvorsitzender der FDP in Prenzlau und ein Freund des Opfers, schilderte damals gegenüber der "Prenzlauer Zeitung", was sich an besagtem Abend zugetragen hatte. „Wir saßen mit Freunden im Pub und haben uns auf einer Digitalkamera Fotos angeschaut. Said kniete sich zwischen zwei Stühle, um besser sehen zu können“. Von allen unbemerkt habe ihm dabei ein bis dahin Unbekannter auf den Unterschenkel getreten, so doll, dass sein Freund sofort aufschrie. Auf Saids Forderung, sich dafür zu entschuldigen, habe der Mann zunächst nicht reagiert, er sei dann aber ausfallend geworden. So nach dem Motto: „Was bist du denn für ein Lockenkopf, wo kommst du überhaupt her? Ich bin ein deutscher Steuerzahler“. Im Laufe der verbalen Auseinandersetzung habe er dann begonnen, auf Said einzuprügeln, wobei ihm noch zwei weitere Männer zur Seite standen.
„Was mich an dieser Tat entsetzt hat, ist die Tatsache, dass sich im Pub gleich Publikum fand, welches die Schläger lautstark anfeuerte“, so Dittmann. Nur das Eingreifen der Polizei habe Schlimmeres verhindert.
Polizei-Pressesprecher Ingo Heese betonte allerdings schon vor einem Jahr gegenüber der "Prenzlauer Zeitung", dass die bisherigen Ermittlungen keinen ausländerfeindlichen Hintergrund der Tat erkennen ließen. Es sei eine körperliche Auseinandersetzung zwischen mehreren Personen gewesen, so Heese weiter, bei der die Polizei Mühe hatte, sie zu trennen.
Tags darauf meldeten sich ein weiterer Zeuge bei der Redaktion der Prenzlauer Zeitung und gaben seine Version des Geschehen zu Protokoll. Darin bestätigte er den Auslöser des Vorfalls, machte dann aber das vermeintliche Opfer, Said M. zur treibenden Kraft in der Auseinandersetzung. Das soll soweit gegangen sein, dass Said M. zum Barhocker griff und deshalb andere Gäste eingegriffen haben. Die ausländerfeindlichen Äußerungen soll Said M. beim Eintreffen der Polizei erfunden haben.
Als fremdenfeindlich werden Straftaten definiert, die sich gegen das Leben oder die Gesundheit von Ausländern bzw. gegen deren Eigentum richten und in denen eine fremdenfeindliche Gesinnung als Tathintergrund vermutet werden kann. Dazu gehören z.B. die Fälle, in denen das Opfer wegen seiner nichtdeutschen Herkunft oder wegen der Hautfarbe angegriffen wird oder der Täter zum Ausdruck bringen will, dass er Fremden kein Recht zum Aufenthalt in der Bundesrepublik Deutschland zugesteht.
 
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