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18.07.2008
Prozess gegen Sebastian F. nach zwei Zeugenaussagen vertagt
Langer Lulatsch liebt „Lonsdale“
Prenzlau (ipr) Heute Morgen begann vor dem Amtsgericht Prenzlau der dritte Prozess in diesem Jahr gegen den Potzlowtäter Sebastian F. Angeklagt ist er, weil er am 15. September 2007 in Templin zu Beginn eines Rockkonzertes den Hitlergruß gezeigt und einige Stunden später nach Ende des Konzertes einen Linken, der darüber gelacht hatte, mehrfach geschlagen haben soll.
Die Verlesung der Anklage förderte noch ein weitere Körperverletzung zutage. Sebastian F. soll am 10.01.2008 an der Templiner Aral-Tankstelle einen Mann durchs offene Autofenster mehrfach ohne Grund ins Gesicht geschlagen haben.
Bevor überhaupt die Anklage verlesen werden konnte, musste das Gericht auf den Angeklagten warten. Die Fahrt von der JVA Neuruppin, wo Sebastian F. seit dem 25.03. 2008 einsitzt, schien doch etwas länger gedauert zu haben. Von zwei Polizeibeamten wurde er dann in den Gerichtssaal geführt: die beiden Polizisten überragend, fast glatzig, mit Jeans und einer marineblauen Kapuzenjacke bekleidet auf deren Rücken groß eines der Markenzeichen der rechten Szene prankte: „Lonsdale“. Nach diesem doch recht martialischen Auftritt zog es Sebastian F. vor, während der Verhandlung von seinem Schweigerecht Gebrauch zu machen.
Im Zeugenstand schilderte das 40-jährige Opfer André A., fast ein Zwerg im Gegensatz zum Angeklagten, wie sich der Konzertabend für ihn entwickelt hatte. Seine Aussage ergab, dass Sebastian F. ihn an der Kleidung als Sympathisanten der Linken erkannt haben musste. Dass daraufhin der Angeklagte die Hacken zusammenschlug und den rechten Arm zum Hitlergruß erhob. André A. lachte darüber, was wiederum Sebastian F. wütend machte.
Während des Konzertes, das auf dem Sportplatz gegenüber der Templiner Feuerwehr stattfand, steigerte sich die Aggression bis Sebastian F. ihn Angriff und schlug. Sie rangen miteinander und wurden vom Ordnungspersonal auseinander gebracht. Die Ordner hielten Sebastian F. fest bis sich André A. und seine Begleiter entfernt hatten.
Sebastian F. muss ihm mit seinen Kameraden hinterhergehetzt sein. Denn plötzlich riss jemand André A. den Rucksack vom Rücken und schlug ihn André A. in die Kniekehlen. Er stürzte zu Boden und schlug sich die Knie „grün und blau“. Dann war Sebastian F. über ihm und schlug zu bis die Polizei ihn rettete. Kopf und Knie schmerzten.
Eigentlich wollte André A. keine Anzeige erstatten, weil er die Rache des Angeklagten fürchtete. Aus demselben Grund nannte er auch nicht die Namen seiner Begleiter nicht. Auf Nachhaken des Anwalts von Sebastian F. musste er allerdings eingestehen, dass ihm bisher nichts geschehen war.
Der zweite Zeuge Henrik M. (23), der kaum zu verstehen war und mehrfach vom Richter ermahnt wurde, doch klar und deutlich zu reden, zählte sich selbst zur Gruppe um Sebastian F. Er bestätigte gegenüber dem Gericht, dass es Meinungsverschiedenheiten zwischen dem Angeklagten und dem Opfer gegeben habe – zwischen links und rechts - und danach die Fäuste an den Kopf des Opfers geflogen seien. Auf Nachfrage des Richters ordnete sich der Zeuge selbst als eher rechts ein. Er beschrieb den Angeklagten als jemand, der nüchtern recht nett sei. Sobald er getrunken habe, werde er sehr aggressiv. Den Zustand von Sebastian F. an diesem Abend beschrieb er als gut angetrunken.
Nach dieser Aussage brach Sebastian F. sein Schweigen und erklärte, dass er diesen Zeugen gar nicht kenne. Er gar nicht wisse, was der wolle.
An dieser Stelle machte der Verteidiger von Sebastian F. einen leisen Versuch, Teile des Verfahrens doch einzustellen, was der Strafrichter sofort ablehnte. Er beendete die Vernehmung des Zeugen und vertagte die Verhandlung auf den 5. August, da sich zwei Polizeizeugen und das Opfer vom 10.01.2007 derzeit im Urlaub befinden.
Nächster Prozesstermin: Amtsgericht Prenzlau, 05.08.2008, 12:00 Uhr, Saal 110
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