![]() Nachrichten, Berichte, Analysen zum Rechtsextremismus in der Uckermark |
13.07.2009 Sonderbare Geschichtslosigkeit"Templiner Zeitung" lässt in ihrer Berichterstattung rechte Gewalt unerwähntPeter Huth meint: Wenn es in Templin Ereignisse gibt, die mit der dortigen rechten Szene zu tun oder den Mord an Bernd K. durch zwei Rechtsextremisten am 22. Juli 2008 zum Hintergrund haben, scheint die Redaktion der "Templiner Zeitung" das nicht für erwähnenswert zu halten. Beispiel 1 Bereits in einem Vorbericht zum diesjährigen Templiner Demokratiefest, der am 18. April in der "Templiner Zeitung" erschienen war, wird der Auslöser dieses Festes, der Mord an Bernd K. und die Reaktion der überregionalen Presse darauf, mit keinem Wort erwähnt. Dort schreibt Yvonne Zimmermann lediglich: "'Demokratie stärken, Rechtsextremismus abwehren!' – unter diesem Motto ging das Demokratiefest im September des vergangenen Jahres anlässlich der Kommunalwahlen in die erste Runde. Nun findet die Veranstaltung ihre Fortsetzung." Dabei trafen sich im August 2008 knapp 450 junge Menschen in der Gruppe "Templin gegen Nazis" der Online-Community "StudiVZ", die von Patrick Telligmann mitinitiiert wurde, um gegen den Mord an Bernd K. zu protestieren. Aus dieser Gruppe heraus erwuchs dann die Idee für das Demokratiefest. Beispiel 2 Der Bürgermeister von Templin, Ulrich Schoeneich, scheiterte in der letzten Woche mit seinem Versuch, ein Alkoholverbot auf öffentlichen Straßen und Plätzen in Templin und seinen Ortsteilen durchzusetzen. TZ-Redakteur Horst Skoupy behauptet am 7. Juli, dass damit die seit über einem Jahr geführte politische Diskussion vorerst seinen Abschluss finde. Der Bürgermeister hatte diese Idee allerdings erst nach dem Mord an Bernd K. aufgebracht und auf dem Benefizkonzert am "Irish Pub" im August 2008 das erste Mal öffentlich verkündet, nachdem er einsehen musste, dass es doch eine gewaltbereite rechte Szene in Templin gibt. Seine Überlegungen waren ganz einfach: die Angehörigen der rechten Szene versammeln sich vor Supermärkten, an Tank- und an Bushaltestellen. Dort trinken sie reichlich Alkohol und später am Abend – vielleicht durch den Alkohol enthemmt - schlagen sie dann zu. Um diese Kette zu unterbrechen, war und ist seiner Meinung nach ein Alkoholverbot sinnvoll. Über den Sinn eines Alkoholverbotes kann man sich streiten, diese Kausalkette allerdings: rechte Szene, Alkohol und Gewalt hätte Teil der Berichterstattung sein müssen. Derselbe Autor hatte noch am 8.11.2008 den Bürgermeister in einem Artikel der TZ entsprechend zitiert. Stattdessen heißt es jetzt verniedlichend und falsch am Artikelanfang: "Das Bierchen auf der Bank oder die kreisende Flasche in einer weinseligen Runde sind künftig auf öffentlichen Straßen und Plätzen in Templin und seinen Ortsteilen tabu." Beispiel 3 Ähnlich verhält es sich mit einer Kurzmeldung, die zwei Tage später am 9. Juli in der "Templiner Zeitung" erschien. Da wurden Caroline Daun, Justus Blümel und Patrick Telligmann von der Jugendinitiative Templin sowie Pfarrer Ralf-Günter Schein bei der Verleihung des "Bandes für Mut und Verständigung" mit einem Sonderpreis ausgezeichnet. Und zwar ausdrücklich für ihr Verhalten und ihre Aktivitäten nach dem Mord an Bernd K. in Templin. In der TZ wird daraus: "Die jugendlichen Initiatoren des Demokratiefestes 2008 in Templin und Pfarrer Ralf-Günter Schein wurden für ihr Engagement gegen Rechtsextremismus geehrt." Beispiel 4 Da passt es gut ins Bild, dass die Leserschaft der "Templiner Zeitung" nichts über den versuchten Angriff auf einen Redakteur dieses Blattes durch einen zu besoffenen Rechten erfuhr, der im beschleunigten Verfahren verhandelt wurde. Der Richter stellte hier neben einem großen Alkoholproblem eine latente Ausländerfeindlichkeit des Täters fest. Wie schrieb doch ein Templiner Stadtverordneter an "gegenrede.info", der die Arbeit auf dieser Website ausdrücklich lobte: "So sehr ich ihnen für ihre Arbeit auch dankbar bin, so sehr bedauere ich auch, welche Wirkung das ganze leider auch für den Ruf meiner geliebten Heimatregion und unserer schönen Stadt Templin hat. Ich wünschte, es gäbe in anderen Landkreisen auch so engagierte Wächter wie sie es hier in der Uckermark sind. Dann käme die Anzahl der Berichte vielleicht in ein faires Verhältnis und der Vergleich mit anderen Regionen wäre objektiver." Und weiter heißt es. "Aber ich möchte auch, dass so eine Stadt wie Templin, die ich selbst und meine Freunde immer als sehr tolerant und gastfreundlich erlebt haben, zukünftig nicht länger gebrandmarkt wird und endlich wieder eine Chance bekommt." An zwei Stellen irrt der Schreiber. Es gab in den Jahren 2007/2008 objektiv eine enorme Dichte rechter Gewalt in Templin. Da würde auch der Vergleich mit anderen Landkreisen nichts relativieren. Dem Ruf schadet langfristig immer das Verschweigen, weil das Gerücht, das dem Verschweigen auf dem Fuße folgt, langlebiger ist als der einzelne Mensch. Der 'Angelus Novus' schreitet offenen Auges rückwärts in die Zukunft, alles wahrnehmend und die Lehren daraus ziehend. Es besteht die Gefahr, dass hier durch eine Berichterstattung der Ausblendung, genau diese Chance, die Templin hat, wieder verspielt wird. Ihre Meinung |