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news >> 2009 >> 090723_02

23.07.2009

Templin erinnert an die Ermordung Bernd Ks.

Gratwanderung bei Gedenkfeier

Templin (ipr) Gestern haben in einer ökumenischen Andacht Menschen in Templin an die Ermordung von Bernd K. durch rechtsextreme Jugendliche vor einem Jahr erinnert.

Während der Andacht in der Maria-Magdalenen-Kirche fanden die Geistlichen der katholischen Kirche, der evangelischen Kirchengemeinde und der Baptisten klare Worte gegen den Nationalsozialismus und den Rechtsextremismus heute.

In dieser Feier trug NPD-Sympathisant Martin M., der zu jener Templiner Szene gehört aus denen auch die Täter stammen, einen eigenen Song vor. In diesem Lied wurde der Mörder Bernd Ks. – er meint damit Sven P. – als Sadist bezeichnet und ihm die Hölle gewünscht. Im Refrain des Songs hieß es, wenn der Mörder meine, dass diese Tat gut für Deutschland sei, dann irre er.

Templins Bürgermeister Ulrich Schoeneich bedankte sich bei Pfarrer Schein und der Templiner Jugendinitiative für ihre prompten Aktivitäten nach dem Mord, während er zunächst in eine „Starre“ gefallen sei.

Nach der Andacht begaben sich die Menschen an die Stätte des Verbrechens, um mit Kerzen des Opfers zu gedenken.

Peter Huth meint:

Man könnte das Ganze in einer Schlagzeile zusammenfassen. NPD-Nachwuchsbarde singt auf antifaschistischer Gedenkfeier in christlicher Kirche. Doch das wäre zu einfach.

Es ist nicht Sache der Kirche Türen zuzuschlagen. „Klopfet an, so wird euch aufgetan“, heißt es im Neuen Testament. Und Martin M. hat angeklopft. Der Kirchenjugendarbeiter Lutz Böning hat in der Veranstaltung gesagt, dass er schon eineinhalb Jahre mit ihm arbeite. Martin M. sei im Vorfeld der Andacht auf ihn zugetreten und habe gesagt, dass er hier gern singen würde. Man habe sich in der Vorbereitungsgruppe dafür entschieden. Lutz Böning hat eine große Verantwortung übernommen, und dafür hat er meinen Respekt.

Es ist nicht einfach jemanden aus der rechten Szene zu befreien. Die Kameradschaft der Nazis kann ein Droge sein. Es bedarf vieler Anläufe, und man wird oft scheitern. Man muss aber auch darauf achten, dass man nicht benutzt wird, wenn man seinen Jugendklub den Rechten öffnet.

Für mich ist der Refrain des Songs von Martin M. eine Ungeheuerlichkeit. Wie kann man den Mord an einem Menschen daran messen, ob es für Deutschland gut ist oder nicht. Pfarrer Schein sagte zu mir sinngemäß, man könne doch nicht jeden in die Nazi-Ecke stellen, wenn er das Wort Deutschland in den Mund nehme. Da hat er recht.

Als Antwort auf sein Argument ein Beispiel. In einem Gespräch über Rechtsextremismus mit Auszubildenden in Angermünde, kam der Spruch „Ich bin stolz, ein Deutscher zu sein!“. Ich drehte den Spieß rum und fragte den jungen Rechten, was haben Sie denn bisher getan, dass dieser Staat stolz auf Sie sein kann? Er dachte einen Augenblick nach. Dann antwortete er: „Das haben Sie falsch verstanden. Wir meinen ein anderes Deutschland.“



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