[home]   [hintergrund]   [forum]   [blog]   [impressum]
<h1>info-portal rechtsextremismus</h1>
Nachrichten, Berichte, Analysen zum Rechtsextremismus in der Uckermark
 
[news]
news >> 2009 >> 090824_01

24.08.2009

Nachwehen zum misslungenen Heß-Flashmob in Brüssow

NPDler bedroht Brüssower Journalisten

Brüssow (ipr) Am Dienstag letzter Woche hat ein Löcknitzer Rechtsextremist den gegenrede.info Mitarbeiter Peter Huth im uckermärkischen Brüssow an der Hauptstraße den Weg versperrt und ihm wegen seiner journalistischen Arbeit Prügel angedroht.

Zur Mittagszeit stellte sich der glatzköpfige Löcknitzer (Mecklenburg-Vorpommern) mit einer Bierflasche in der Hand dem Journalisten in den Weg. "Na du Judensau, war wohl nichts los gestern in Brüssow.", spielte er laut Peter Huth auf den am Vorabend misslungen Heß-Gedenk-Flashmob an. "Hättest mal nach Löcknitz kommen sollen. Da gab es eine Feier." Danach soll er ihn mit Worten wie Drecksack beschimpft und erneut als Judensau bezeichnet haben. "Er wirkte total aggressiv und trotzdem kontrolliert.", beschreibt Peter Huth den Angreifer. "Sein Gesicht hatte er ganz nah an mich herangeführt, um nicht laut reden zu müssen. Auf der anderen Straßenseite habe ein zweiter Mann gewartet."

Peter Huth beschreibt die Situation als eine versuchte Demütigung und Provokation, die darauf abzielte, ihn zum Zuschlagen zu bewegen. Als das nicht fruchtete, drohte ihm der etwa 40-jährige Nazi mehrfach Prügel an, wenn er ihn noch einmal durch den Dreck ziehe. Der Satz, "Wir wissen genau, wo du wohnst", durfte dabei natürlich auch nicht fehlen.

Journalistische Arbeit als Ursache

Obwohl der Kahlkopf auf den Heß-Flashmob anspielte, hat für Peter Huth die Bedrohung eine andere Ursache. Auf einer NPD Wahlkampfveranstaltung in Löcknitz am 23. Mai war er diesem Mann schon einmal begegnet. Im Rahmen der Kommunalwahlen in Mecklenburg-Vorpommern war er für die ZDF Sendung "Reporter" unterwegs und hatte dort versucht, genau diesen Kahlmann zu interviewen. Peter Huth wollte von ihm wissen, wie es zusammen geht, dass er in Löcknitz gegen polnische Bürger hetzt und in Brüssow bei polnischen Bürgern sein Geld verdient. Der NPD Mann hatte damals keine rechte Antwort gefunden und sich wohl ziemlich geärgert. Als er dann doch einmal den Mund aufmachte, kam nur antisemitisches Gelaber heraus: "Ihr seid doch so ein Judenhaufen. Ihr könnt doch, ihr könnt doch noch nicht einmal eine vernünftige Berichterstattung machen."

NPD hetzt

Für Peter Huth wurde letzten Dienstag fortgesetzt, was von Mike Sandow auf der Website der NPD Barnim-Uckermark am 16. August begonnen wurde (mehr). Auch hier wurde versucht, Angst zu schüren. In einem Artikel wurde ihm mit einer Anspielung auf seinen Wohnort gedroht, wir wissen, wo du wohnst: "Natürlich reagierte ein (…) nunmehr aus Steuerverschwendung gutbezahlter 'Recherchejournalist gegen RECHTS', aus einem Uckermärker Hammelstall, mangels weiterer Informationen sofort, (…)."

Für Peter Huth war das Aufeinandertreffen mit dem Löcknitzer trotzdem reiner Zufall. Der Kahlmann habe genau wie der zweite Mann Arbeitskleidung getragen. Nach Recherchen von gegenrede.info verlegten der Löcknitzer Rechtsextremist und sein Brüssower Partner, beide sind von Beruf Fliesenleger, an diesem Tag einen Estrich im Innenhof des Hauses verlegt, das sich schräg gegenüber des Tatortes befindet.

Peter Huth hat mittlerweile einen Strafantrag wegen Beleidigung und Nötigung gestellt. Auch wenn er nicht glaubt, dass es zur Anklage kommt: "Die Straße war bis auf uns drei Männer menschenleer. Das heißt, immer zwei zu eins gegen mich." Für ihn ist der Strafantrag ein Signal an die Rechtsextremisten, dass er sich bei seiner Arbeit nicht einschüchtern lassen wird.

Nachtrag

Auf Nachfrage bei der Pressestelle der Polizei in Anklam wurde dort die Behauptung des Fliesen legenden NPD Mannes aus Löcknitz nicht bestätigt, dass es am 17. August dort eine Heß-Gedenkfeier gegeben habe.



Ihre Meinung

zurücknach oben