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news >> 2010 >> 101022_01

22.10.2010

Milmersdorfer Zirkusvertreibung: Staatsanwältin bestätigt Steinwürfe

Schwierige Diskussion um öffentliche Erklärung

Milmersdorf (ipr) Den Gemeindevertretern von Milmersdorf gelang es am Mittwochabend nicht, eine gemeinsame Erklärung zur Vertreibung des Zirkus Happy aus Milmersdorf Ende September abzugeben. Unterdessen bestätigte die Staatsanwaltschaft, dass es Steinwürfe gegen die Zirkusfamilie gegeben hat.

Mittwochabend trafen sich im Milmersdorf die Mitglieder zweier Ausschüsse des Gemeinderates zu einer außerordentlichen öffentlichen Sitzung. Dazugeladen waren Vertreter der Feuerwehr, der Vereine, der Arbeitsförderung, der Schule, des Kindergartens und des Amtes Gerswalde. Einziger Tagesordnungspunkt war die Diskussion und Verabschiedung einer öffentlichen Erklärung zu den Vorfällen in Milmersdorf am 24. September 2010.

Am Abend dieses Tages hatte ein kleiner Familienzirkus Milmersdorf nur unter Polizeischutz unbeschadet verlassen können. Anwohner hatten zuvor die Kinder der Artisten bedroht, beschimpft und mit Steinen beworfen. Fahrzeuge und Campinganhänger waren durch die Steinwürfe beschädigt worden.


"Zigeunerpack! Asoziales Pack verschwindet! Wir fackeln euch die Zelte ab!" soll geschrien worden sein.foto: ipr

Die Polizei ermittelt laut Staatsanwaltschaft in diesem Zusammenhang gegen 10 namentlich bekannte weibliche und männliche Personen im Alter von 14 bis 42 Jahren unter anderem wegen Landfriedensbruchs, Volksverhetzung, versuchter Körperverletzung und Sachbeschädigung. Daneben wird auch gegen einen strafunmündigen Jungen ermittelt, der an den Taten beteiligt gewesen sein und am Montag drauf damit in der Schule geprahlt haben soll. Auf Basis des aktuellen Ermittlungsstandes bestätigt Lolita Lodenkämper von der Staatsanwaltschaft Neuruppin, dass etwa fünf Zentimeter große Steine gegen Personen, Tiere und Wagen des Zirkus Happy geworfen worden sind.

Wortfindungsprobleme

Bereits am 1. Oktober hatten sich Amtsvertreter, Bürgermeister, Polizei, Mobiles Beratungsteam und Kirchenvertreter zu einem Gespräch getroffen, um das Geschehen zu analysieren. Dabei war man übereingekommen in einer Arbeitsgruppe eine öffentliche Stellungnahme zu erarbeiten. Diese Stellungnahme wurde auch erarbeitet. Allerdings wurde über diese Arbeitsgruppe am Mittwochabend kein Wort verloren. Was Bürgermeister Klaus-Christian Arndt und der Vorsitzende des Ordnungsausschusses, Helmuth Rosenow, stattdessen vorlegten, war eine wachsweiche Erklärung, die mehr getrieben war von der Sorge über die Vorverurteilung von einigen Milmersdorfer Bürgern denn von dem Erschrecken über das Agieren eines Mobs gegen Fahrende.

Es war niemand im Raum, der die Geschehnisse nicht entsetzlich fand. Und als der Vorschlag aufkam, für die Zirkusfamilie Geld zu sammeln, stimmten alle anwesenden freudig zu. Aber für eine öffentliche Erklärung brachten sie ihr Erschrecken über die Gewalttaten nicht auf den Punkt. Immer wieder wurde von der einen Seite auf die noch nicht vorhandenen Ermittlungsergebnisse hingewiesen und von der anderen Seite eine klarere Positionierung verlangt. Man einigte sich, die während der Diskussion gemachten Vorschläge in den Text einzuarbeiten, vom Amt überarbeiten zu lassen, erneut abzustimmen und dann der Presse zuzuleiten. Von der kommissarischen Amtschefin Sabine Stege war gestern zu erfahren, dass dies spätestens Montag der Fall sein werde.



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