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news >> 2011 >> 110207_01

07.02.2011

Glosse

Templins Söhne und Töchter

von Peter Huth

Wikipedia ist immer für eine Überraschung gut. Da gibt es doch sogar einen längeren Beitrag über das Städtchen Templin, die "Perle der Uckermark". Im Kapitel 6.2 "Söhne und Töchter der Stadt" werden eine Reihe wichtiger Persönlichkeiten aufgelistet. Fälschlicherweise sogar die derzeitige Bundeskanzlerin Angela Merkel.

Hier hat der Autor oder die Autorin des Beitrages ein wenig geschummelt. Angela Merkel (geb. Kasner) könnte man bestenfalls als Adoptivtochter Templins bezeichnen. Sicher, sie ist dort aufgewachsen, aber geboren wurde sie in Hamburg. Eine weitere Angela, die Schauspielerin Angela Winkler – Blechtrommel, Die verlorene Ehre der Katharina Blum – soll ebenfalls zu den bekanntesten Kindern der Stadt gehören. Oder der DDR-Sprinter Manfred Kokot, der mit der 4-mal-100-Meter-Staffel 1976 bei den Olympischen Spielen in Montreal die Silbermedaille gewann. Natürlich darf bei so einer prominenten Liste Hermann Neef nicht fehlen. Kennen Sie Hermann Neef. Ganz ehrlich, mir sagte er bisher nichts.

Der 1904 geborene Oberzollsekretär brachte es immerhin bis zum Reichsbeamtenführer und zum NSDAP-Reichstagsabgeordneten. Laut Wikipedia trat Neef der NSDAP (Mitgliedsnr. 9.249) Anfang der 1920er Jahre bei und wurde 1923 Mitglied der SA. Dort erreichte er später den Rang eines SA-Brigadeführers. Neef war Verfasser einer Vielzahl von Publikationen, die im Zusammenhang von Nationalsozialismus und Beamtentum standen. Gestorben ist er mit 46 Jahren 1950 in Berlin. Zur Verantwortung gezogen worden für sein Nazi-Dasein ist er wohl nicht. Lediglich seine Schriften zum Beamtenrecht wurden 1946 in der Sowjetischen Besatzungszone auf den Index gesetzt.

Angela Merkel – wenn auch nur Ziehkind der Stadt – wird es freuen in einer so prominenten Liste sozusagen auf Augenhöhe vertreten zu sein.

Mein Vorschlag zur Güte wäre Hermann Neef gegen Bern K. auszutauschen, dessen Ermordung im Sommer 2008 Templin ins rechte Licht rückte. Dazu noch einen angemessenen Artikel über dessen Wirken in der Stadt. Um der Mythenbildung entgegen zu wirken, die ja leider schon wieder im Gange ist, am Landgericht Neuruppin habe man festgestellt, Bernd K. sei nicht aus politischen Motiven ermordet worden.

Hermann Neef bei Wikipedia
Templin bei Wikipedia
Über das Leben von Bernd K.



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