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news >> 2011 >> 110301_01

01.03.2011

Nachlese zum Versuchten Nazi-Gedenkmarsch in Dresden

Wenig Raum für Missbrauch der Opfer der alliierten Bombenangriffe

Pinnow (ipr) Knapp fünfzig Nazis aus der Uckermark sollen am 19.02.2011 in Dresden versucht haben, am sogenannten Gedenkmarsch teilzunehmen. Das berichten Beobachter vor Ort, die sich in der Dresdner Südstadt im Bereich des Plauenscher Ringes aufgehalten haben.

Die uckermärker Rechtsextremisten, die einen Bus aus dem Elbe-Elster Kreis gechartert hatten, erreichten Dresden in einem Konvoi von insgesamt 14 Reisebussen, die sich zuvor auf der Autobahnraststätte Rüblingshausen zusammengefunden haben sollen. Sie waren nach Aussagen des NPD-Vorsitzenden des Kreisverbandes Barnim/Uckermark, Hartmut Kneider, durch die Polizei in der Dresdner Südstadt „unverhältnismäßig lange Zeit aufgehalten“ worden.

Erstmalig war die Nazi-Delegation aus der Uckermark die ganze Fahrt nach Dresden, während ihres Aufenthaltes dort und auf der Fahrt zurück von Polizisten eskortiert worden. Anders als Kneider, der auf der Website der NPD Prenzlau immer von „Mielkes Erben“ schrieb, verrieten weitere Teilnehmer gegenrede.info, dass die begleitenden Beamten den "Mobilen Einsatztrupps gegen Gewalt und Ausländerfeindlichkeit" (MEGA) zuzurechnen seien.

Kneider wetterte in seinem Bericht gegen linke Gewalttäter, die rote Fähnchen schwenkend durch die Straßen ziehen und die seiner Meinung nach "vermutlich" von „Die Linke“ finanziert werden. Tatsächlich waren einige Busse aus dem Konvoi an ihren Halteplätzen am Plauenscher Ring mit Steinen beschmissen worden. Allerdings war die Polizei bereits nach wenigen Sekunden vor Ort und konnte weitere Attacken unterbinden. [Video]. Beim Aufzählen der Gewalttaten vergaß dann Hartmut Kneider allerdings den Überfall seiner rechten Kameraden auf das alternative Wohnprojekt "Praxis" im Dresdner Stadtteil Löbtau zu erwähnen [Video].

Die deutsche Jugend ist männlich

Das hätte auch schlecht zu seiner vor Pathos triefenden Ode an die Deutsche Jugend gepasst, mit der er den mit ihm nach Dresden gereisten Männerverein verwechselt: "Ich übergab einem jungen Mann aus der Uckermark, ohne mir darüber weiter Gedanken zu machen, unsere schwarz-weiß-rote Fahne. Es war seine erste Teilnahme an diesem Trauermarsch. Er nahm sie stolz entgegen. Seine Hände schlossen sich mit festem Griff um den Fahnenstock und er hielt sie hoch empor, so dass sie kräftig im kalten Winde schlug. Seine Augen leuchteten und tief in ihnen brannte lichterloh ein Feuer. Das Feuer der Jugend, der Zuversicht und der Veränderung. Entschlossenen Schrittes reihte er sich ein in den Trauerzug von 1500 Menschen zumeist jugendlichen Alters. Ich musste an die vielen Ereignisse dieses Tages denken und insbesondere daran, wie entschlossen unsere Jugend die vielen schwierigen Etappen bis hierher gemeistert hatte und wie diszipliniert sie doch ist. Mein Herz erfüllte sich mit Freude, denn es gibt sie noch, unsere deutsche Jugend, die bereit ist um ihre Heimat zu kämpfen. Es gibt sie noch, unsere deutsche Jugend, die nicht irregeleitet durch Sektenpolitiker, ferngesteuert und marodierend durch die Straßen von Dresden zieht, um danach -zugekifft oder besoffen- alleingelassen in der Gosse zu enden."

Aus dem Live Ticker der TAZ

Um sich ein grobes Bild von den Ereignissen um den Plauenscher Ring machen zu können, zitiert gegenrede.info mit freundlicher Genehmigung der Geschäfstleitung die entsprechenden Passagen des Live Tickers der Berliner Tageszeitung, die mit zahlreichen Mitarbeitern in Dresden vertreten war.

15.22 Uhr: S-Bahnhof Plauen
Ein Taz-Reporter steht am S-Bahnhof Plauen. Die 1.500 Neonazis, die dort angeblich von der Polizei festgehalten werden, kann er nicht finden. Allerdings ist der Bahnhof weiträumig abgesperrt. Ein Polizist sagt: "Die kommen noch."

15.30 Uhr: S-Bahnhof Plauen
Entgegen der Polizeiaussagen von vor zehn Minuten wartet die Polizei am S-Bahnhof Plauen nicht mehr auf die Neonazis und nimmt die Absperrungen weg. Hier werden die Rechten heute wohl nicht mehr ankommen.

15.40 Uhr: Plauenscher Ring
Hier auf dem Plauenscher Ring/Ecke Coschützer Straße hat ein Taz-Reporter 20 Busse vollbesetzt mit Neonazis entdeckt. Sie warten in Richtung Innenstadt darauf, dass sie zum Nürnberger Platz dürfen. Die Busse mit den geschätzten 1.000 Rechtsextremen werden von etwa 60 Polizeifahrzeugen bewacht.

15:46 Uhr: Plauenscher Ring/Coschützer Straße
Hier geht der Nazi-Aufmarsch nun offenbar los, etwa 20 Busse mit Neonazis haben dort gehalten, geschätzte 500 Rechte setzen sich als brüllender Zug in Bewegung, er besteht zu 98 Prozent aus jungen Männern.

17.28 Uhr: Plauenscher Ring
Alles deutet auf einen deutlichen Blockade-Erfolg hin. Die Nazis sind effektiv blockiert. Auch in der Coschützer Straße geht es nicht voran, stattdessen bewegt sich die Mehrheit der Rechtsextremen Richtung Plauenscher Ring zu ihren Bussen. Ob es überhaupt noch eine angemeldete Versammlung gibt, wissen teils auch die Polizeikräfte vor Ort nicht. Ein Polizeibeamter sagt: "Die Situation ist äußerst chaotisch, niemand weiß, wie es hier jetzt weitergehen soll."

17.29 Uhr: Coschützer Straße
Die Lage hat sich hier entspannt. Es stehen mehrerer Busse, mit den die Neonazis angereist sind. Unklar ist, ob die Rechten einsteigen werden. Größere Gruppen an Nazis streiten sich noch immer lautstark mit der Polizei, rempeln und schubsen die Beamten. Die Polizei hat mittlerweile mehr Kräfte hierhin angefordert.

17.36 Uhr: Plauenscher Ring
Die Polizei fordert den Rückzug der Nazis in ihre Busse. Nicht jeder Rechtsextreme möchte dem folgen, viele weigern sich und machen ihrem Ärger mit lauten Beschimpfungen Luft.

17.40 Uhr: Coschützer Straße/Gitterstraße
Hier steht jetzt eine große Gruppe Gegendemonstranten den Neonazis direkt gegenüber, die Polizei ist bemüht, die Gruppen auseinanderzuhalten. Die Polizei lässt über Lautsprecher verkünden, man solle doch bitte Distanz halten und fügt leicht süffisant hinzu, man sei ja in Hörweite und könne sagen, was man wolle. Am Plauenscher Ring, wo die Busse der Neonazis stehen, ist es noch unklar, wie es weitergeht.

17.48 Uhr: Plauenscher Ring/Coschützer Straße
Die Polizei berät gerade mit dem Neonazi Thomas Wulff, wie die hier stehende Gruppe Rechter wegkommen könnte. Es hat sich bestätigt, dass tatsächlich die Neonazis, die höher im Plauenscher Ring stehen, mit den Bussen wegfahren sollen. Allerdings sind nicht alle bereit, in die Busse zu steigen. Direkt vor den Bussen stehen Polizei und Neonazis. Die Stimmung der Gegendemonstranten steigt.

17.58 Uhr: Plauenscher Ring/Coschützer Straße
Eine Gruppe von etwa 150 Nazis strömt von den Bussen wieder zurück, sie möchten sich nicht mit damit abfinden, jetzt wieder nach Hause fahren zu müssen. Sie erscheinen äußerst aggressiv. Nur noch eine Reihe Autos und eine Reihe Polizisten trennen sie von den Gegendemonstranten.

18.03 Uhr: Plauenscher Ring/Coschützer Straße
Die gereizten Neonazis skandieren: "Gegen Demokraten helfen nur Granaten". Ein Großteil der Gruppe scheint aus Berlin zu kommen. Noch ist unklar, ob sie mit schon wartenden Nahverkehrsbussen zu ihren eigenen Reisebussen gebracht werden sollen. Die Gegendemonstranten erwidern das Nazi-Gebrüll: "Haut endlich ab!".
Aus der obersten Etage eines Eckhauses ertönt laute Musik, bekannte Lieder, die sich gegen die rechte Szene wenden oder einfach nur schnelle Beats. Damit werden die übrig gebliebenen Neonazis beschallt und übertönt.

18.15 Uhr: Plauenscher Ring
Die Busse der Neonazis sind noch nicht losgefahren. Es scheint noch immer unklar zu sein, wie die Nazigruppen aus der Straße heraus gebracht werden sollen. Fast sieht es danach aus, als wenn die 150 unbeirrbaren Neonazis noch marschieren wollen. Die Polizei steht aber mit Beamten und Einsatzfahrzeugen so auf der Straße, dass es nicht möglich sein dürfte. Etlich der vor allem männlichen Neonazis inszenieren sich in Siegerpose und brüllen: "Antifa hahaha, kommt doch rüber".

18.21 Uhr: Plauenscher Ring/Coschützer Straße
Die Polizei hat begonnen, die friedlichen Demonstranten bestimmt von der Straße zu schieben. In den nächsten Minuten werden die Neonazis unter massivem Polizeischutz voraussichtlich zur S-Bahn Plauen marschieren. Das NPD-Bundesvorstandsmitglied Thomas Wulff lächelt selbstgefällig und geht als erster voran. Die Nazis freuen sich, doch noch in Marschformation durch Dresden gehen zu können.

Zu diesem Zeitpunkt saßen die Nazis aus der Uckermark bereits wieder in ihrem Bus. Wenn sich auch der Nazi-Marsch wegen der Blockade der Gegendemonstranten darauf beschränken musste, dem am Plauenscher Ring geparkten Buszu entsteigen und fahnenschwenkend zwischen der 200 Meter entfernten und von Gegendemonstranten blockierten Kreuzung und den Bussen hin und her zu marschieren, so verwundert doch die beachtliche Anzahl der Leute, die sich aus der Uckermark auf den Weg nach Dresden gemacht hatten.

Weitere Videos vom "Plauenscher Ring" auf YouTube

Nazi-Busse
Nazis verlassen die Busse
Marsch entlang der Busse
Plauenscher Ring, Ecke Reckestr./Coschützer Str.
Kolonne Plauenscher Ring 1
Kolonne Plauenscher Ring 2

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Anti anti anti schrieb am 30.04.2011
schade, dass du es nicht schlimm findest, dass nazis, genau wie 1933 wieder frei in deutschland ihr makaberes straßenballett aufführen dürfen und dass die politik mit ihrer möglichkeit der gesetzesgebung nichts dagegen unternimmt.die presseerklärung kannst du eigenartiger weise(?) auch insbesondere auf den seiten des fränkischen heimatschutzes, der division franken, der jungen landsmannschaft ostdeutschland lv sachsen- schlesien und anderen r.e. seiten nachlesen.

Norman G. schrieb am 12.04.2011
Schlimm.Gut würde ich es auch finden,wenn hier ein link zur "Presseerklärung der Deutschen Polizeigewerkschaft Landesverband Sachsen" zu finden ist. Als Portal für Demokratie könnte man das doch hinbekommen oder...;)
Grüße Norman G.

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