![]() Nachrichten, Berichte, Analysen zum Rechtsextremismus in der Uckermark |
18.07.2012 Oderfrontler vor GerichtSchlag ins Gesicht für "Brigade 81"Schwedt (ipr) Vor dem Amtsgericht Schwedt ist gestern ein Mitglied der Nazi-Gruppe "Oderfront" wegen vorsätzlicher Körperverletzung zu sechs Monaten Haft auf Bewährung verurteilt worden. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass der einschlägig vorbestrafte Rechtextremist seinem Opfer durch einen Faustschlag ins Gesicht verletzt hat. Ein weiterer Angeklagter wurde vom Vorwurf der gefährlichen Körperverletzung frei gesprochen. Das Opfer bekam Schadensersatz in Höhe von 350 Euro zugesprochen. "Brigade 81 ist Scheiße!" Diese vermeintliche Äußerung des Opfers und Nebenklägers in diesem Prozess soll der Auslöser für ständige Anmache durch Oderfrontler Sebastian H. gewesen sein. Der junge Mann wollte die Klärung und bekam die Faust, spuckte Blut und verlor einen halben Zahn, lief davon und wurde von Sebastian H. verfolgt. Zwischendurch soll ihm ein weiterer Oderfrontler, David K., noch ins Kreuz gesprungen sein. Ein Vorwurf der Staatsanwaltschaft, der sich durch die Beweisaufnahme nach Ansicht des Gerichtes nicht belegen ließ. Für David K. bedeutete das Freispruch, für Sebastian H. wandelte sich die Anklage von "gefährlicher Körperverletzung" zu "vorsätzlicher Körperverletzung, was ein geringeres Strafmaß zur Folge hatte. Ein zweiter zuvor ausgeführter Schlag von Sebastian H. wandelte sich während der Beweisaufnahme zu einem Schubser und führte zum Freispruch in diesem zweiten Anklagepunkt. Beide Angeklagte hatten sich zu den Tatvorwürfen geäußert. David K. hatte seine Tatbeteiligung immer bestritten. Sebastian H. hatte den Fausthieb ins Gesicht zugegeben. Sein Anwalt wusste das während der Prozesses zusammengestückelte Geschehen in seinem Plädoyer, geschickt als eine Notwehr zu interpretieren. Trotzdem, der unbedarfte Betrachter reibt sich verwundert die Augen. Kann so ein banaler Satz wie "Brigade 81 ist Scheiße!" Sebastian H. derart in Rage versetzt haben, dass er auf den Nebenkläger so massiv losgehen musste? Die 81 steht dabei übrigens nicht für "Hitler, Adolf" oder "Heil Adolf" sondern für "Hells Angels". Blick zurück im Netz Im vergangenen Jahr tauchten bei einigen rechten Kameraden in deren Facebook-Profilen Sympathiebekundungen für diese Rockergruppe auf. Bereits im November 2010 präsentierten sich Sebastian H. und Andreas K. – als Zeuge in diesem Prozess geladen - auf der "Wodka Ahoi Party" im Appelboom Schwedt statt im "Oderfront" - im "Brigade 81" T-Shirt. Das Brandenburgische Innenministerium sieht bei diesem Foto durchaus, "dass personelle Überschneidungen zwischen der "Oderfront" und der "Brigade 81" in Schwedt/Oder bestehen." Im Innenministerium sieht man sogar die der Zahl hinter der Brigade "als neuerlichen Anhaltspunkt dafür, dass Rechtsextremisten gern die Zahlensymbolik "81" und "18" wegen der Initialen von Adolf Hiltler für ihre Zwecke aufgreifen. Zusätzlich gab es Hinweise, dass bei den zahlreichen Hausbesuchen, denen die rechten Kameraden im vergangen Jahr ausgesetzt waren, die Beamten einige "Brigade 81" Sweatshirts gefunden haben sollen. In Schwedt tauchte das Gerücht auf, die Nazis wollten die Fronten wechseln – aber sie wurden nicht gewollt. Das ergänzt die Verlautbarungen von Brandenburgs Innenminister Dietmar Woidke (SPD) vom diesem Montag, dass nach den Erkenntnissen der Verfassungsschutzbehörde in Brandenburg schätzungsweise 25 Angehörige der rechtsextremistischen Szene Mitglied in einem Rocker-Club seien. Auch wenn Schwedt anders als die Städte Potsdam, Lauchhammer, Spremberg, Eberswalde, Frankfurt (Oder) und Wünsdorf dort nicht genannt wurde. Wenige Indizien, einige Gerüchte, etwas Spekulation, aber vielleicht doch eine Erklärung, warum sich Sebastian H. bei dem banalen Satz "Brigade 81 ist Scheiße!" so proviziert fühlte. |
Meinungs FAQ
|