Facebook-Freunde und andere Unachtsamkeiten

Da liegen Freund und Leid eng beieinander

von Peter Huth

Pinnow (ipr) Mein Facebook-Profil weist 58 Freundinnen und Freunde auf. Das sind verglichen mit anderen Menschen in diesem sozialen Online-Netzwerk recht wenige. Aber wenn ich ehrlich bin, ich schaffe es nicht, alle diese Freunde aus dem Kopf zu benennen.

Jüngst stöberte ich durchs Netz auf der Suche nach Sebastian F. Er war einer der drei, die vor zehn Jahren an der Ermordung vom Marinus Schöberl in Potzlow beteiligt waren. Ich entdeckte sein Facebook - Profil und schaute mir seine Freundesliste an. Sebastian F. soll sich mittlerweile der NPD in Prenzlau angeschlossen haben. Ich fuhr mit der Maus über die Links in seiner Liste und ließ die Profilseitenvorschau aufploppen.

Bei einem dieser Freunde, Sebastian H., bekam ich große Augen, zeigte mir die Vorschau doch an, dass sowohl er als auch ich einen gemeinsamen Freund haben. Zwei für mich eigentlich völlig getrennte private Lebenswelten - die von mir und die von Sebastian F. - sind bei Facebook plötzlich über Freunde und Freundesfreunde miteinander verknüpft. Nur drei Mausklicks von mir bis zum Potzlow-Täter.

Ich schaute mir das Profil von Sebastian H. genauer an. Da gibt es Fotos, die zeigen gemeinsames Albern von ihm und Sebastian F. und dessen Freundin auf der Couch. Und auch die Freundesliste birgt die beachtliche Spannbreite unserer Gesellschaft. Jens Pühse, Oliver Spitza, Udo M. Voigt und Christian Hernjokl. Oder anders: ehemaliger Führungskader der Nationalistischen Front, aktueller Redakteur der Prenzlauer Zeitung, ehemaliger Vorsitzender der NPD und aktueller Geschäftsführer der Prenzlauer Landesgartenschau.

Nette Gesellschaft in die ich mich da geklickt habe. Ich hätte selbstverständlich auch eine ganz andere Freundeskombination aus der Liste auswählen können, wollte ich aber nicht. Natürlich werde ich keine Freundschaft aufkündigen. Selbstverständlich haben weder der Redakteur der Prenzlauer Zeitung noch der LaGa-Geschäftsführer irgendetwas mit Nazis am Hut. Trotzdem gibt es mir zu denken, wie schnell die Nazis zumindest bei Facebook in der Mitte der Gesellschaft angekommen sind.

Ps: Sebastian F. hat mittlerweile sein Profil gelöscht.

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Christian Hernjokl schrieb am 22.03.2013
Genau wie der Hinweis auf den Umgang im Web 2.0 muss man bei solchen Meldungen und Recherchen beachten, was man als Autor nach außen für ein Bild erzeugt und ob es der Sache, der man sich verschrieben hat, dient oder schadet. Bewusst benutze ich meinen Klarnamen.
Es muss niemandem unangenehm sein. Peter hat mich im Vorfeld informiert. Ich hoffe Oli auch?!
Der Hinweis auf die Gefahren ist wichtig, die gemachten Bezüge nicht.
In diesem Sinne, weitermachen und bis bald
Christian

BB-CP schrieb am 04.03.2013
Doppelte Lehre
Es ist schon erschreckend, welche Auswirkungen ein Eintrag in eine Kontaktliste haben kann. Dieses Beispiel sollte für Nutzer sozialer Netzwerke wie Facebook Anlass sein, die Einträge in ihren "Freunde" genannten öffentlich zugänglichen Kontaktliste zu überprüfen. Wie schnell wird man eines ?Freundes? ?Freund?!
Wir allerdings können uns noch sehr gut an die gemeinsamen Aktionen im Sommer 2012 zum Gedenken an die grausame Ermordung von Marinus Schöberl in Potzlow erinnern. Beispielsweise daran, dass Christian Hernjokl an unserer Seite war, gute Kontakte zum Potzlower Dorfverein herstellte und mit seiner Unterstützung ganz wesentlich zum Gelingen unserer Aktionen beitrug.
Gerade deshalb ist es uns unangenehm, dass wir es zwischen der Erkennung dieser Verknüpfungen und der Publizierung auf gegenrede.info ganze drei Wochen nicht geschafft haben, Christian auf diese irreführenden Zusammenhänge aufmerksam zu machen. Und das, obwohl es uns sehr wichtig ist, gemeinsam, couragiert und mit einem ehrlichen Blick in die Augen zu agieren.
So ist uns dies eine doppelte Lehre.
BB-CP

AntiFA HOOL schrieb am 20.02.2013
Ja peter..dat klingt ja nach einen handfesten skandal ;-)

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