![]() Nachrichten, Berichte, Analysen zum Rechtsextremismus in der Uckermark |
19.03.2015 Prozess um Handel mit Nazi-DevotionalienIdentitätsklau als GeschäftsmodellPrenzlau (ipr) Seit gestern muss sich der 43-jährige Udo W. wegen Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen in 41 Fällen vor dem Schöffengericht in Prenzlau verantworten. Dem Mann wird vorgeworfen, unter falschen Namen zwischen 2005 und 2010 einen massiven illegalen Handel mit Devotionalien aus der NS-Zeit in Internet-Auktionshäusern betrieben zu haben. Bei den Gegenständen handelte es sich nicht um Originale, sondern um von diesen kaum zu unterscheidenden Nachbildungen wie zum Beispiel Ritterkreuze, Koppelschlösser, Nahkampfspangen oder SS Ehrendolche. Die Preise reichten von 10 bis 45 Euro pro Stück. Insgesamt hatte die Polizei über 650 Käufer ermittelt. Die Gelder flossen hauptsächlich auf Bankkonten in Görlitz, Gera und Potsdam. ![]() Udo W. in einer Gerichtspause ![]() Bis 2006 soll er als Geschäftsführer und Gesellschafter der dann insolventen polnischen Firma die NS Replika sogar selbst hergestellt haben. Der Prozess begann mit drei Anträgen der Verteidigung auf Einstellung des Verfahrens. Einmal wegen Verschlep- pung des Prozesses, dann wegen Verjährung einzelner Delikte und unpräziser Anklageschrift. Alle drei Anträge wurden vom Gericht abgelehnt. Der Vorschlag eines Verständigungs- angebotes seitens des Gerichtes, dass der Angeklagte bei vollem Schuldeingeständnis mit einer Bewährungsstrafe rechnen könnte, wurde hingegen vom Angeklagten abgelehnt. Der gestern als Zeuge geladene Bruder des Angeklagten erschien nicht und schickte stattdessen ein Fax. Er begründete seine Abwesenheit mit Sorge um die Sicherheit für sich und seine Familie. Der Angeklagte soll die persönlichen Daten seines Bruders ebenfalls für seine Netz-Aktivitäten genutzt haben. Sein Haus war im Oktober 2009 neben weiteren sechs Objekten von der Polizei durchsucht wurden. Eine kurze Zeit galt der Bruder auch als Beschuldigter. Der Gründer und Leiter des Theaters Klosterruine Boitzenburg hatte Udo W. als Ein-Euro-Jobber in seinem Büro angestellt. Kurz darauf soll es zu massiven Kostensteigerungen bei den Internet- und Telefongebühren gekommen sein. Auch soll Udo W. die Identität des Theaterleiters im Netz für seine Geschäfte missbraucht haben. Er schilderte den Angeklagten als einen Rechten, der am Liebsten wieder in Polen einmarschieren würde. Eine ehemalige Lebensgefährtin von Udo W. bestätigte gestern, den Hang des Angeklagten zu NS-Militaria und dass er damit prahlte, Nachbildungen in Polen herzustellen und im Internet zu verkaufen. Teilweise flossen Gelder aus diesen Verkäufen auch auf ihr persönliches Bankkonto. Als Grund nannte sie die Nebenkosten des gemeinsam genutzten Hauses. Insgesamt sind vier Prozesstage angesetzt. Weiter geht es am kommenden Mittwoch. Ihre Meinung |