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news >> 2017 >> 171213_01

13.12.2017

Nazis dürfen wiederkommen

Tierschutzverein verklagt gegenrede.info

Angermünde (ipr) Der Tierschutzverein Angermünde e. V. hat Klage gegen gegenrede.info eingereicht. Der Verein fühlt sich durch die Berichterstattung über die Spendenaktion der Nazi-Partei der III. Weg für das Tierheim Angermünde verunglimpft.

Mit dieser Klage reagiert der Verein auf einen Artikel vom 19. April 2017. In diesem Bericht hat gegenrede.info unter anderem auf die lll. Weg Kampagne "Tierfutter statt Böller" hingewiesen. Im Dezember 2016 hatten der Gebietsleiter Mitte der Nazi-Partei Matthias Fischer und zwei weitere Männer gekleidet in Partei-Uniform Tierfutter-Spenden im Tierheim abgegeben. Als Beleg dient ein Foto, das sowohl auf der Facebook-Seite als auch auf der Website der Kleinst-Partei veröffentlicht wurde. Derartige Spendenaktionen fanden in vielen Gemeinden der Republik statt.

Tierwohl, Tierwohl über alles

Während sich die Verantwortlichen in zahlreichen anderen Tierheimen über die politischen Missbrauch durch die Nazis aufregten, sah man das im Tierheim Angermünde gelassener. "Wir brauchen die Spenden und haben uns gefreut," wird die Leiterin des Tierheims, Doreen Bendiks, in einem Artikel der Berliner Morgenpost zitiert.

Aus dem Morgenpostartikel geht außerdem hervor, dass die Spender vom III. Weg zumindest dort offen erklärt haben, wer sie sind. "Ich konnte damit zunächst nichts anfangen", soll Doreen Bendiks gesagt haben. Das habe sie erst im Nachhinein gelesen. "Ich kannte die Leute nicht, mit denen will man sich auch nicht unbedingt zusammensetzen", wird sie weiter zitiert.

Ob das so stimmt, steht auf einem ganz anderen Blatt. Bereits 2015 war die Truppe vom III. Weg bei ihr im Tierheim aufgetaucht. Damals allerdings in Zivilklamotten wie sie es 2015 gegenüber gegenrede.info beschrieb. Außerdem gehört der Angermünder III. Weg Nazi Matthias Jenrich zu ihrem Facebook Freundeskreis. Doreen Bendiks hat sich sogar so gefreut, dass sie auf der Facebook-Seite des III. Weg, die gespickt ist mit fremdenfeindlichen und rassistischen Berichten, den entsprechenden Artikel geliked hat. Gemeinsam mit ihrer Vereinskameradin Stephanie Stüber. Das bestreiten die Frauen auch gar nicht. Sie regen sich explizit über die Formulierung "Diesmal kamen sie allerdings in Uniform und durften auch Propagandafotos vor dem Tierheim machen." auf.

Angebliche Nazis

In der Klageschrift wird darauf verwiesen, "dass der öffentliche Verein bei der Entgegennahme von Spenden für die im Tierheim betreuten Tiere keine Unterschiede der betreffenden Spender hinsichtlich der Herkunft, ihrer Religion oder aber auch ihrer politischen Meinung macht." Weiter heißt es: "Sofern der Antragsgegner ... Kampagnen und Aktionen von angeblich rechten Organisationen auf seiner Webseite anprangern möchte, kann dies nicht zu Lasten des Tierschutzes gehen."


Das ist wirklich keine Propagandaveranstaltung des III. Weg.screenshot: ipr

"Angeblich rechten Organisationen" - wer den III. Weg so einordnet, sollte sich nicht wundern, wenn der Eindruck entsteht, dass die braunen Gerüche im Tierheim nicht nur vom Hundekot kommen. Und außerdem vergessen die Frauen zu erwähnen, dass es schon seit längerem für sie gar keine Genehmigung gibt, das Tierheim zu betreiben. Und somit die Spende der Nazi-Partei ins Leere läuft.

Vorstandsmitglied Jan L.

Unterschrieben ist die Klageschrift von Doreen Bendiks und Stephanie Stüber. Der stellvertretende Vorsitzende des Vereins Jan L. taucht vorsichtshalber nicht auf. Veröffentlichungen auf dessen Facebook-Profil waren der eigentliche der Auslöser für den beklagten Artikel. Das wird in der Klageschrift vorsichtshalber gar nicht erst erwähnt. In diesem Fall hatte gegenrede.info auf eine volksverhetzende Darstellung hingewiesen. Ein Video zeigt einen Ausschnitt aus einem Streit, der in Gewalt ausartet. Prügelnde sind wohl Migranten. Das Opfer ein Mann mit Glatze. Zwei Gramzower kommentieren: "Dreck Schwein - alle vergasen. hh – Buchenwald!!! - Arbeit macht frei".

Jan L. ist kein unbeschriebenes Blatt. Ab August 2016 hatte er ein Hakenkreuz auf seinem Profil präsentiert. Deswegen ist der 41-Jährige in diesem Sommer wegen Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen in der Öffentlichkeit zu einer Geldstrafe vor dem Amtsgericht Schwedt verurteilt worden. Das Urteil ist nicht rechtskräftig geworden. Jan L. hat Berufung eingelegt.

Auch gab er der Holocaustleugnerin Ursula Haverkamp Raum über das "jüdische Zeitalter der Lüge" zu schwadronieren und ihre absurden Ideen von der Ausrottung des deutschen Volkes durch die Juden zu verbreiten. Mittlerweile hat Jan L. alle kritisierten Passagen von seinem Profil gelöscht. Ein netter Zufall, dass die Klageschrift am 20. April verfasst wurde. Sie wurde allerdings erst vor vier Wochen durch das Gericht zugestellt.



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