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news >> 2023 >> 231116_01

16.11.2023

Wie das Schein-"Königreich Deutschland" nach Rutenberg kam

Separatisten verlieren den Zugriff auf die 44 Hektar Land

Lychen (ipr) Anfang Oktober sind die beiden Reichsbürger und Anastasia-Propagandisten André P. und Stefan R. von Amts wegen wieder als Vorstände der Genossenschaft "Am Eichengrund" eingesetzt worden. Nachzulesen im Genossenschaftsregister. Gleichzeitig wurde der Eintritt neuer Mitglieder in die Genossenschaft seit Februar 2020 ungültig. Die fünf Personen, die das betrifft, gelten als Anhänger der Reichsbürgergruppierung "Königreich Deutschland".

Die Genossenschaft "Am Eichengrund" besitzt 44 Hektar Land zwischen Lychen und Rutenberg im Naturpark Uckermärkische Seen. Sie war im Frühjahr von Anhängern der Reichsbürgergruppierung "Königreich Deutschland" (KRD) übernommen worden. Ihr Ziel war es durch ökologischen Gemüseanbau, die Selbstversorgung der Separatisten voranzubringen. Gegen die Ansiedlung von Reichsbürgern und völkischer Landnahme in Rutenberg hatte sich das "DemokratieBündnis Rutenberg" gegründet, das sich mittlerweile in einen Verein gewandelt hat.


foto: ipr

Leider ist das zurück- drängen der KRDler kein Erfolg der Wider- standsarbeit sondern das Ergebnis eines juristischen Schachzu- ges des Genossen- schafters und Anhän- gers der völkischen Anastasia-Bewegung André P. Es gelang ihm, eine Rechtspflegerin am Registergericht in Neuruppin davon zu überzeugen, die Ladung zu einer Genossenschaftsversammlung im Februar 2020 als fehlerhaft zu bewerten. Damit waren alle Entscheidungen dieser und weiterer Versammlungen hinfällig. André P. und Stefan R. wurden von Amts wegen wieder als Vorstände eingesetzt. Auf diese Weise verschwanden die KRD Anhänger aus der Genossenschaft.

Von Genossenschuften

Auf dieser Versammlung im Februar 2020 waren André P. und Stefan R. als Genossenschaftsvorstand abgewählt worden. Ihnen wurde eine undurchsichtige Geschäftsführung vorgeworfen. Das geht aus dem Protokoll der Sitzung hervor, das gegenrede.info vorliegt. Zum Beispiel hatten sie 3000 Euro Ordnungsgeld des Landkreises verheimlicht, weil sie im Landschaftsschutzgebiet Bauwagen aufgestellt und ein Gewächshaus aufgebaut hatten. Den Einblick in die Bücher verweigerten die beiden weiterhin. Als klar wurde, dass Geld in der Kasse fehlte, wurden die beiden Männer aus der Genossenschaft geschmissen und Anzeige erstattet. Für etwa 14.000 Euro soll es keine Nachweise geben. Die Kassenwartin der Genossenschaft und Lebensgefährtin von André P. wurde ebenfalls abgewählt.

Prozesse und Kosten

Die beiden Reichsbürger klagten gegen ihre Abwahl. Die Klage wurde Ende März dieses Jahres letztinstanzlich abgewiesen. Eine Widerklage der Genossenschaft, um den Rausschmiss von P. und R. juristisch klären zu lassen, scheiterte ebenfalls. In der Genossenschaft durften sie bleiben.

Die Anwaltskosten für die Genossenschaft sollen sich laut Aussage einiger Genossenschaftsmitglieder auf rund 60.000 Euro summiert haben. Geld, das die Mitglieder nicht hatten und zusammenborgen mussten. Der Verkauf von Land, um an Geld zu kommen, war auch keine Alternative. Bekämen die abgewählten Vorstände vor Gericht Recht, müssten die Landverkäufe rückgängig gemacht werden.


Dirk Schneider und Stefan Z. in Wittenbergquelle: krd-tube

Da kamen einige der Mitglieder auf die Idee, sich an Peter Fitzek, den selbsternannten König von Deutschland zu wenden. Über die Geldsorgen der Genossenschaft kam das Schein KRD nach Rutenberg. Dokumentiert ist die Hinwendung zum Schein Königreich in einem mittlerweile wieder gelöschten Filmbeitrag auf dem TV-Kanal KRD -Tube. Dort erklären Naturscheunenbesitzer Stefan Z. und Fitzekvasall Dirk Schneider wie der Gartenbaubetrieb im Sch-KRD "WaldGartenBau" funktionieren soll. Dabei haben sie gleich mal locker die 44 Hektar Land der Genossenschaft "Am Eichengrund" für ihre neue Rutenberger Gemeinschaft "WaldGartenBund" vereinnahmt.

Anzeigen und Prozesse

Gegen André P. wurde wegen Untreue ermittelt. Die Staatsanwaltschaft stellte das Verfahren vorläufig ein hinsichtlich der Verurteilung in einem weiteren Verfahren. Anfang September wurde er tatsächlich vor dem Amtsgericht in Neuruppin wegen fahrlässigen Subventionsbetruges zu vergleichsweise geringen 30 Tagessätzen verurteilt. Das Urteil ist nicht rechtskräftig geworden. P. hat Berufung eingelegt.

Ein weiterer Prozess sollte am 24. Oktober stattfinden. Dabei ging es um die Räumung des von P. u R. besetzten Genossenschaftslandes. Das verlangt der Landkreis, der die Genossenschaft bereits mit Strafgeldern belegt hatte. Außer dem Richter und gegenrede.info war niemand weiter im Gerichtssaal. Also wurde das Verfahren erst einmal auf Eis gelegt. Als Anwalt der beiden Reichsbürger war im Anschlag der Name eines früheren NPD-Landtagsabgeordneten aus Mecklenburg-Vorpommern zu lesen.

Perspektiven


Die Naturscheune in Rutenbergfoto: ipr

Die Anhänger der Reichs- bürgergruppierung "Kö- nigreich Deutschland" sitzen weiterhin in der Na- turscheune in Rutenberg und fangen auf dem eigenen Land mit dem Gartenbau an. Die Ge- meinschaft "WaldGarten- Bund" bestreitet aller- dings, dass es noch Verbindungen zu Peter Fitzek gibt. Tatsächlich ist Dirk Schneider, Fitzeks Antreiber, mit seinem LKW aus Rutenberg verschwunden. Für notwendige Transporte wird jetzt privat ein LKW in Berlin angemietet. Hier müssen die Anwohner und Vereinsmitglieder wachsam bleiben.

André P. ist schon einmal gescheitert, Familienlandsitze im Sinne der Anastasia-Ideologie aufzubauen. Er wird versuchen die Genossenschaft für seine persönlichen Zwecke nutzen. Er soll gemeinsam mit Stefan R. alle anderen Mitglieder aus der Genossenschaft geschmissen haben. Ob die das einfach so akzeptieren, ist völlig unklar.

Fakt ist, dass er dem jetzigen Pächter der Landflächen das Nutzungsrecht entzogen hat. Ob der Landkreis konsequent gegen die illegale Bebauung der nicht verpachten Fläche vorgeht, ist auch ungeklärt.



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