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07.01.2014

Zwangsversteigerung der Uckermark-Passagen

Spielball von Reichsbürgern und völkischen Siedlern

Schwedt (ipr) Die total heruntergekommenen Uckermark-Passagen in Schwedt sollen am 21. Februar zwangsversteigert werden. Es ist der zweite Versuch. Beim ersten Mal im März 2022 wäre das Gelände fast in die Hände von Reichsbürgern und völkischen Siedlern gefallen.

Betrieben wird das Verfahren von der Stadt Schwedt und den Finanzbehörden des Landes. Der Eigentümer der Uckermark-Passagen, Torsten W. steht sowohl bei der Stadt als auch beim Finanzamt in der Kreide. Die Stadt will das marode Gebäude abreißen lassen und das Areal in einen Wald verwandeln.


Uckermark-Passagen in Schwedt: Abenteuerspielplatz für Jugendlichefoto: ipr

Nach der ersten Zwangs- versteigerung am 22. März 2022 hatten die Stadt Schwedt und das Finanzamt das Verfahren zurückgezogen. Der aus einer völkischen Siedlerfamilie stammende Godwin B. hatte für das aus drei Grundstücken bestehende Areal mit der Schrottimmobilie 864.000 Euro geboten. Das war ein völlig überzogenes Angebot, lag doch dem Gericht ein Gutachten vor, das den Wert der Grundstücke mit einem Euro bezifferte. Das Amtsgericht hatte aufgrund dieses außerordentlichen Angebots den Zuschlag aber für eine Woche ausgesetzt.

Beim Brandenburgischen Finanzministerium scheinen beim Namen Godwin B. die Alarmsirenen geklingelt zu haben. Der Vertreter der Stadt bei dieser Versteigerung und die Reporterin schien allerdings ahnungslos, folgt man den damaligen Äußerungen gegenüber der Märkischen Oderzeitung: "Bei einem geeigneten Konzept wäre die Stadt auch bereit, ihren Beschluss, den Gebäudekomplex wie das angrenzende WK 7 zur Waldfläche umzuwidmen, wieder zu ändern." Trotz dieser lockeren Auffassung wurde das Zwangsversteigerungs-Verfahren in Absprache mit Schwedt zurückgezogen.

Kinder der Artgemeinschaft

Godwin B. wuchs mit seinen elf Geschwistern im Sinne der im Herbst 2023 verbotenen rechtsextremen Artgemeinschaft auf. Die völkisch eingestellten Eltern Raimund und Sylvia Bachmann waren aus Österreich nach Deutschland gezogen. Er lebt heute in der Nähe von Kiel. Die übrigen Geschwister leben weit über Österreich und Deutschland verteilt und sind teilweise ebenfalls in der rechten Szene aktiv. Regelmäßig waren Mitglieder der Familie Bachmann bei Szene-Veranstaltungen zu beobachten, sei es bei der Theater-Vorführung in Bischofswerda, beim Volkstanzen mit dem "Volkslehrer", oder früher bei Tagungen der Artgemeinschaft in Ilfeld.

Godwin B. ist mit seinen Geschwistern zerstritten. 2015 hat er im Prozess um den Tod der 4-jährigen Sighild Bachmann gegen seinen Bruder Baldur und Ehefrau Antje ausgesagt. Die Eltern hingen der Germanischen Neuen Medizin an und verweigerten ihrer Tochter das lebensnotwendige Insulin. Grundgedanke der von Ryke Geerd Hamer erfundenen Germanischen Neuen Medizin ist es, dass alle Krankheiten auf "Schockerlebnis" beruhten und der Ausbruch der Krankheit in Wirklichkeit Teil des Heilungsprozesses ist, der nicht durch Medikamente oder Operationen gestört werden darf.


Andere nennen das Vandalismusfoto: ipr

In den letzten Jahren war Godwin B. in der Coronaleuger-Szene aktiv. Über den von ihm geführten Verein „Deutsch-Russisches Friedenswerk“ bo- ten er und das Vorstands- mitglied Thomas T. den Anti-Coronajüngern Siedlungspro- jekte in der Region um Kaliningrad und Südbulgarien an. Welche Nazi-Schwär- mereien und Regerma- nisierungspläne mit derartigen Siedlungsprojekten verbunden sind, kann man in der Recherche "Reise ins Reich – unter Reichsbürgern" von Tobias Ginsburg nachlesen. Aus dem Buch geht auch hervor, dass Tomas T. gute Kontakte zu Jürgen Elsässer - Herausgeber des rechtsextremen Compact-Magazins - hat.

Der Strohmann

Folgt man den Recherchen der Sächsischen Zeitung kennen sich Godwin B. und Torsten W. Beide sollen Mitbeschuldigte in einem Fall von millionenschweren Anlagebetrugs sein. Mutmaßlicher Drahtzieher in dem Fall soll der 50 Jahre alte Vogtländer René S. sein.

Torsten W. wird laut Sächsischer Zeitung vorgeworfen, über eine Umweltstiftung mit Briefkastenadresse in London Anlegergeld gesammelt und an die Firma von René S. überwiesen zu haben.

Welche Rolle Godwin B. in dem Verfahren spielt, geht aus dem Bericht der Sächsischen Zeitung nicht hervor. Allerdings mussten der heute 51-Jährige und der Verein "Deutsch-Russisches Friedenswerk" bereits im Herbst 2020 eine von Staatsanwaltschaft Kiel angeordnete Durchsuchung über sich ergehen lassen. Die Kieler Nachrichten ordneten den Verein der Reichsbürgerszene zu. Schon damals soll es um illegale Bankgeschäfte gegangen sein.


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