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news >> 2024 >> 240129_01

29.01 .2024

Raub und Körperverletzung vor Gericht

Ein deutscher Mann von Ehre (Teil I)

Prenzlau (ipr) Am vergangenen Dienstag sollte vor dem Schöffengericht in Prenzlau zwei jungen Männern wegen Raubes der Prozess gemacht werden. Während der eine aus der Untersuchungshaft vorgeführt wurde, blieb der Stuhl des zweiten Angeklagten leer. Stattdessen klingelte bei der Richterin das Telefon.

Sie erfuhr, dass der zweite Angeklagte seit dem 18. Januar in der Jugendhaftanstalt in Wriezen einsitzt und der Anstaltsleitung erst an diesem Morgen mitgeteilt habe, dass ein Prozesstermin anstünde. Das Verfahren von Steven K. wurde kurzerhand abgetrennt und seine Verteidigerin konnte den Gerichtssaal wieder verlassen.

Auf dem Facebook-Profil des 23-Jährigen entdeckt gegenrede.info, dass Steven K. Kontakt zum AfD-Bürgermeisterkandidaten für die Gemeinde Randowtal, Toni Riller hat. Gegen den Mann wird wegen Volksverhetzung ermittelt. Auch der Name des AfD-Anhängers Marvin G. taucht auf, der sich vor kurzem wegen bewaffneten Drogenhandels vor dem Landgericht in Neuruppin zu verantworten hatte.

Der zweite Angeklagte, Jordan G., ist ein regelmäßiger Gast im Prenzlauer Gerichtssaal. Verurteilt wurde er bisher wegen Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen und diverse Körperverletzungen. Vom Vorwurf der räuberischen Erpressung wurde vor kurzem freigesprochen. In U-Haft sitzt wegen des Vorwurfes des Raubes und der Körperverletzung in zwei weiteren Fällen. Am vergangenen Dienstag wurden zwei Anklagen verhandelt: Raub und Körperverletzung aus dem Jahr 2022.

Die Anklagen

Gemeinsam mit drei anderen Männern, darunter Steven K., soll der heute ebenfalls 23-Jährige geplant haben, Eric F. zu überfallen und ihm das Handy zu stehlen. Die vier Männer sollen am Abend des 3. Januar 2022 von Prenzlau Richtung Dedelow gefahren sein. Mittendrin auf dem Fahrradweg gehalten haben. Als Eric F. mit einem E-Bike an dem Wagen vorbeifuhr, soll er mit einem Faustschlag ins Gesicht vom Rad geholt werden sein. Am Boden liegend soll er von den vier Männern getreten worden sein. Danach soll ihm das Handy abgenommen worden sein.

Beim zweiten Anklagepunkt soll Jordan G. allein aktiv gewesen sein. Nach einer Party in der Prenzlauer Uckerseehalle am 17.03.2022 soll er einen anderen Partygast mit der Faust ins Gesicht geschlagen haben, weil der ihm eine Zigarette verweigerte.

Was sagt der Angeklagte

Jordan G. lässt seinen Anwalt für sich reden. Der teilt dem Gericht mit, dass Jordan G. beide Taten einräume. Er streite aber ab, dass er vorgehabt habe, das Handy zu klauen. Außerdem will er an beiden Tattagen von morgens an reichlich Bier und Schnaps getrunken haben. Auf Nachfrage der Richterin ergänzt Jordan G., dass er von dem Opfer in der Silvesternacht per Handy massiv beleidigt worden sei. Und das wollte er klarstellen. Sein Opfer sei ein guter Kumpel von ihm gewesen, dem er geholfen habe. Als der Zuhause wegen seines Drogenkonsums rausgeschmissen worden sei, habe er ihn bei sich aufgenommen. Über den Grund des Zerwürfnisses sagte er nichts. Wer Jordan G. darüber informiert hatte, dass sich Eric F. mit dem E-Bike auf den Weg nach Prenzlau machen würde, verrät er ebenfalls nicht. Und auch zum Verhalten der drei weiteren Tatbeteiligten macht er keine Angaben.

Bei der Körperverletzung im März 22 habe er zugeschlagen, weil ein „Kollege“ beleidigt worden sei. Der hatte einem Mann vor der Uckerseehalle um eine Zigarette gebeten und habe eine beleidigende Abfuhr erhalten.

Das Verteidigungsmuster ist in beiden Fällen identisch. G. will viel getrunken haben. Es habe Beleidigungen gegeben. G. habe das mit der Faust seine „Ehre“ oder die eines Kollegen wieder hergestellt.

Die Opfer

Der 19-jährige Eric F., der am 3. Januar durch einen Faustschlag von Jordan G. vom E-Bike geholt worden war, ist ein maulfauler Zeuge. Die Richterin muss ihm praktisch jede Antwort aus der Nase ziehen. Alle vier Männer sollen auf ihn eingetreten haben, auch ins Gesicht. Das passt allerdings nicht zu den Verletzungen, die er schildert. Es war nicht er, der nach dem Überfall Anzeige erstattet hatte - sondern sein Vater. Zum Handy sagt er, dass er es rausgeben musste. G. habe ihn dann seine Beschimpfungen vorgehalten, die er vorlesen musste. Das Handy habe er nicht wiederbekommen. Das E-Bike war total verzogen nachdem es Jordan G. beiseite geworfen habe. Einige Tage später habe ihn ein Mittäter ein neues Handy geschenkt, das deutlich besser war als sein altes.

Bei der Gewalttat am 3. März gab es eigentlich zwei Opfer. Der 24-jährige Jeremy G. aus Schwedt war auf der Flucht vor G. und seinen Kumpels von hinten geschlagen worden und zu Boden gegangen. Dann habe sich jemand auf ihn gekniet. Sein Freund Sandro S. habe ihn befreit. Danach sind die beiden Männer davongelaufen. Den Angreifer haben sie nicht erkannt.

Sandro S. hatte vor der Uckerseehalle einen Faustschlag ins Gesicht bekommen, weil er genau wie der neben ihn stehende Jeremy G. die Frage nach einer Zigarette verneinte. Beide Schwedter benannten Jordan G. als Schläger, der auch nach einer Zigarette gefragt haben soll.

Der Prozess wird am Dienstag fortgesetzt.



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