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news >> 2008 >> 080615_01

15.06.2008 Stand 16.06.2008

Templiner Polizeichef berichtet über rechte Gewalt

Rechte Truppe im Visier der Polizisten

Templin (ipr) In diesem Jahr gab es in Templin bereits 28 politisch motivierte Straftaten. Das bedeutet eine Verdoppelung zum gleichen Zeitraum des letzten Jahres, berichtet die „Templiner Zeitung“. Dabei handelt es sich fast ausschließlich um Straftaten, die dem rechten Lager zuzuordnen sind.

Die Autorin des Artikels, Sybille Marx, beruft sich dabei auf einen Vortrag den Harald Löschke, der Leiter der Templiner Polizeiwache, letzten Donnerstag bei einer Veranstaltung des SPD-Ortsvereins zum Thema „Sicherheit und Ordnung“ gehalten hat.

Bei den 28 Delikten handelt es sich laut Löschke fast ausschließlich um Straftaten, die dem rechtsextremen Lager zuzuordnen sind. In elf Fällen hatten die Täter Hakenkreuze, SS-Runen oder andere einschlägige Symbole an Wände oder Gegenstände geschmiert. Drei Anzeigen gab es in diesem Jahr bereits wegen politisch motivierter Körperverletzung.

Aus den Pressemeldungen des Schutzbereiches Uckermark ging allerdings bisher nur eine rechte Gewalttat hervor. Am 21. April wurde gemeldet, dass zwei junge Männer einen 19-jährigen Templiner Punk geschlagen hatten. Zivilkräfte vor Ort hatten das beobachtet, sofort eingegriffen und die Schläger in Gewahrsam genommen.

Eine weitere Körperverletzung wurde in der Neujahrsnacht in Boitzenburg registriert. Dort soll ein rechtsgerichteter Jugendlicher einem anderen Jugendlichen und zwei Frauen angegriffen haben. In diesem Fall ist bereits Anklage erhoben worden, und es wird demnächst zum Prozess vor dem Prenzlauer Amtsgericht kommen.

Der dritte Vorfall ereignete sich am 16.05.2008 in der Straße der Jugend in Templin. Dort soll es in einem Garagenkomplex zu einem Übergriff von mehreren rechtsgerichteten Personen auf einen Jugendlichen gekommen sein. Die Ermittlungen der Polizei stecken da aber noch am Anfang.

„Es gibt in Templin eine Truppe von Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die rechtsorientiertes Gedankengut haben und eine Reihe von Straftaten begangen haben“, berichtete Harald Löschke.

Auf den spürbaren Anstieg von rechtsextremen Straftaten in ihrem Gebiet hat die Polizei reagiert. Im November, berichtete der Templiner Polizeichef, sei für den Schutzbereich Uckermark eine Konzeption zur Prävention rechtsextremer Straftaten beschlossen worden.

Dass sich dabei nicht nur lokale Polizisten engagieren, sondern auch MEGA- (mobile Einsatztrupps gegen Gewalt und Ausländerfeindlichkeit) beziehungsweise Tomek- (täterorientierten Maßnahmen gegen extremistische Gewalt) Angehörige unterwegs sind, geht aus dem Artikel allerdings nicht hervor.

Um eine rechtsextreme Organisation handele es sich laut Löschke nicht. Mehrere Fälle von gefährlicher Körperverletzung gehen seiner Schilderung zufolge aber auf das Konto der jungen Leute. Auch durch Alkoholmissbrauch und das Grölen von Parolen wie „Sieg Heil“ sind die Jugendlichen schon aufgefallen.

Diese ständige Polizeipräsenz brachte Sebastian F. , mitverantwortlich an der brutalen Ermordung des 17jährigen Schülers Marinus Schöberl im Juli 2002 in Potzlow, wieder hinter Gitter.

Mitte November 2007 war Sebastian F. der Polizei in einer Gruppe von mehr als 20 Rechtsextremen aufgefallen, die ein Konzert in der Templiner Magdalenen-Kirche mit lauten „Sieg Heil“-Rufen und anderen Parolen störten. Die Polizei verwies damals die Rechtsextremen des Platzes, vier Männer wurden in Gewahrsam genommen. Darunter war Sebastian F.. Gegen drei von ihnen ermittelte die Polizei wegen des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen und gegen Sebastian F. wegen Verstoßes gegen das Waffengesetz. Bei ihm hatten die Beamten einen Schlagring gefunden.

Sebastian F. wurde am ersten April diesen Jahres vom Amtsgericht Prenzlau zu 8 Monaten Haft wegen Trunkenheit im Verkehr und unerlaubten Waffenbesitz zu acht Monaten Haft verurteilt worden. Zuvor hatte er bereits in einem weiteren Verfahren wegen Trunkenheit im Verkehr vier Monate Haft bekommen.

Da sich Sebastian F. sich nur auf Bewährung in Freiheit befand, muss er seine Reststrafe von knapp einem Jahr ebenfalls noch absitzen. Sebastian F. wird die nächsten zwei Jahre in Haft verbringen.

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