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news >> 2010 >> 100910_01

10.09.2010

Gegen Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit

"Neun Fußballfreunde" machen sich vom Acker

Prenzlau (ipr) Kommenden Sonntag wird Prenzlaus Bürgermeister Hendrik Sommer ein Banner mit der Aufschrift "Gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit im Sport – Toleranz, Fairness und Demokratie Stadt Prenzlau" im Stadtpark ("Dynamoplatz") an die Freizeitfußballer der Prenzlauer Stadtliga übergeben. Anlass war das Verhalten von Spielern mit rechtsextremen Gedankengut in der Vergangenheit.

Damit setzt Bürgermeister Sommer ein Aussage in die Tat um, die er im Frühjahr diesen Jahres in einem Gespräch mit gegenrede.info gemacht hatte. Anlass dieses Gespräches war unter anderem die Mannschaft der "Neun Fußballfreunde" (NFF). Gegenrede.info war aufgefallen, dass beim traditionellen Hallenturnier der Stadtliga die Mannschaft der NFF just an dem Tag spielfrei hatte an dem in Dresden die Nazis zu ihrer großen "Trauermarsch gegen den alliierten Bombenterror" aufgerufen hatten. Aus Sicherheitskreisen hatte gegenrede.info erfahren, dass einige Spieler der NFF am 13. Februar in Dresden waren, um an dieser Demonstration zum 65. Jahrestages des von den Nazis als "Bombenholocaust" bezeichneten und damit umgedeuteten Luftangriffs teilzunehmen.

Bürgermeister Sommer schloss in diesem Fall ein planmäßiges Vorgehen aus: "Dass beim Hallenturnier im Februar 2010 die Spielansetzungen so gelegt wurden, dass einige Spieler dadurch die Möglichkeit hatten, an der rechtsextremen Demonstration in Dresden teilzunehmen, ist zu bezweifeln, da die Staffelverantwortlichen in keiner Weise dieser Szene zuzurechnen sind." Auch der Staffelverantwortliche Kay Plichta verneinte auf Nachfrage eine gezielte Freistellung für den 13. Februar. Die Spielplanung für das Hallenturnier sei viel zu langfristig. Dagegen spricht, dass die Nazi-Demonstration in Dresden ein jährlich wiederkehrendes Ereignis ist und eine Mannschaft entsprechende Terminwünsche jederzeit in die Planung einbringen kann.

Vom "FC Einheit 06 "zu "Neun Fußballfreunden"


foto: ipr

Als sich die "Neun Fußballfreunde" 2009 zur Teilnahme am Spielbetrieb anmeldeten, war allen Verantwortlichen klar, dass es sich hier um eine Mannschaft handelte, deren Spieler zum Teil der rechten Szene zuzuordnen sind. Immerhin waren sie als Spieler des "FC Einheit 06" politisch in die Offensive gegangen als sich der Club im Internet mit rechtsextremen Kameradschaften wie "Heimatschutz Germania" und "Nationale Aktivisten Uckermark" zu einem "Bündnis Uckermark" zusammengeschlossen hatte und auf seiner Website Grußadressen von rechtsextremen Kameradschaften und der NPD veröffentlicht worden waren.

Der damalige Bürgermeister Moser hatte von den Spielern eine eindeutige öffentliche Distanzierung vom rechtsextremen Gedankengut verlangt. Der Club hatte es stattdessen vorgezogen, nicht mehr zur Rückrunde der Saison 2008/2009 anzutreten.

Um Ähnliches zu vermeiden, gab es laut Bürgermeister Sommer im Vorfeld der vergangenen Saison ein Gespräch zwischen Dr. Blohm, Leiter des Amtes für Bildung, Kultur und Soziales, und drei Spielern der NFF. Die Spieler versicherten, dass sie nicht der rechtsextremistischen Szene zuzurechnen sind. Sie wurden darüber belehrt, dass jedes Verhalten, das auf ihre Zugehörigkeit zur rechten Szene hindeutet, zum Ausschluss aus dem Spielbetrieb führen würde.

Gleichzeitig wurde dieses Problem mit den beiden Staffelverantwortlichen und dem Sportbeirat besprochen. Alle wären sich darüber einig gewesen, so Sommer weiter, dass nicht ein Verbot der Verwaltung die Problemlösung bringt, sondern eine Erziehung über und durch den Sport.

Erziehung über und durch den Sport


foto: ipr

Die "Neun Fußballfreunde" erwiesen sich als lernfähig. Statt des kreisrunden Club-Logos halber Fußball, halber Nazi-Reichadler mit Eichenkranz in den Fängen und fehlendem Hakenkreuz war man auf halber Fußball und Schwert mit Eichenlaub ausgewichen. Für gegenrede.info eine Anspielung auf einen von Adolf Hitler gestifteten Orden des Polenfeldzuges, für Bürgermeister Sommer nur eine von mehreren Interpretationsmöglichkeiten. Dazu dann noch die drei Buchstaben um Schwertgriff und Schwertknauf: N und F und F und nicht wie auf den ersten Blick fälschlicherweise gedacht die Ziffern 28, 8 und 8. Darüber das Wort Prenzlau in Fraktur.

Der Sponsor des "FC Einheit 06", die Textildruckfirma des ehemaligen Führers des Märkischen Heimatschutzes, Gordon Reinholz, wurde nicht mehr bemüht. Stattdessen unterstützten der zum Tattoo-Studio gehörende Bier und Cocktail Keller in der Schwedter Straße die "Neun Fußballfreunde". Die Trikotfarben Schwarz-Weiß-Rot waren für den unbedarften Betrachter unverfänglich, entsprechen allerdings den Reichsfarben der Jahre 1933 bis 1945.

Nach den Aussagen von Bürgermeister Sommer gab es in der vergangenen Spielzeit lediglich einen Fall, bei dem ein Spieler mit rechtsextremen Gedankengut einen Zuschauer verbal Angriff. "Dieser Spieler wurde sofort vom Spielbetrieb ausgeschlossen und gehört nicht mehr zur Mannschaft," so Prenzlaus Bürgermeister.

Für die Zukunft

Für die kommende Spielzeit hatte sich dann Hendrik Sommer doch noch etwas überlegt. Die Spiele sollen unter dem Motto "Gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit im Sport – Toleranz, Fairness und Demokratie Stadt Prenzlau" stattfinden. In jeder der sieben Spielstätten soll an jedem Spieltag ein Transparent mit dieser Aufschrift angebracht werden. Deshalb will er auch am kommenden Sonntag persönlich ein entsprechendes Banner der Stadtliga übergeben.

Für die "Neun Fußballfreunde" kein Problem. Sie haben sich zu Beginn der Saison vom Spielbetrieb abgemeldet. Laut Dr. Blohm geschah das auf Grund des Drucks der anderen Mannschaften im Rahmen der Auseinandersetzung mit rechtem Gedankengut.

"FC Einheit 06" verabschiedet sich vom Spielbetrieb
Bürgermeister Prenzlaus wartet auf öffentliche Distanzierung
"FC Einheit 06" distanziert sich und darf weiter mitspielen
Stress für die Spieler des Fußballvereins "FC Einheit 06" Prenzlau

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antiantitanti schrieb am 07.10.2010
Hallo kleiner Matzel, hier wird kein Fußballclub kaputt gemacht. Lies doch mal den Michel: man hat wohl in Prenzlau wirklich "keine Lust, mit den neun Freunden in Verbindung gebracht zu werden..." Lass dir Michels Beitrag vom 30. 09. doch mal in aller Vollständigkeit von jemandem vorlesen, denn da steckt die Antwort drin.
Zu deinem Verständnis: ein Verein, der eindeutig rechtsextremistisch bezogene Symbole in sein Logo aufnimmt (siehe 3 x Anti vom 23.09. oder noch eindeutiger(!) den Artikel an sich), dessen Mitglieder dann auch noch zu Treffen von rechtsextremen fahren, DER SOLL NICHT RECHTSEXTREM SEIN ??? Da fall` ich vor Lachkrämpfen ja aus dem Rollstuhl. Die sind so rechtsextrem, dass sie schon gar nicht mehr wissen, was rechts ist! Natürlich kann jeder Rechtsextreme einen Fußballverein gründen, und er darf natürlich Fußball spielen. Doch die Reife einer WEHRHAFTEN demokratischen Gesellschaft erkennt man dann daran, wenn er allein bleibt, wie hier geschehen und keiner aus der Zivilgesellschaft mit ihm spielen will.
Halben Hitlerorden im Logo und dann nicht rechtsextrem ... Oh weia tut das weh...
Schade das die rechtsextremen nicht noch mehr solche Komiker haben.

Matze schrieb am 05.10.2010
wasn das fürn Scheiß ?? Sorry, aber seit wann ist es Verboten Fussball zu spielen wenn man Rechts ist ??
Haben die Leute auch schon mal daran gedacht das Rechtsextrem nicht gleich Rechts ist ?? So sieht man doch mal wieder wer hier in diesen tollen Staate nicht Tolerant ist !! Jaja, aber immer wieder "die böse Nazis", was anderes sieht und hört man nicht mehr, aber das hier ein Fussballclub/verein Systematisch kaputt gemacht wird interesiert hier niemanden !!

michel schrieb am 30.09.2010
@ fischfreund
welche konstruktionen? habe nur meine schlüsse gezogen. ich kenne aktive fußballer in pz und umgebeung für die der spaß am sport im vordergrund steht und keine feindbilder. und selbst die die man nicht zu den vernünftigen zählen kann haben anscheinend, aus welchen gründen auch immer, keine lust mit den neun freunden in verbindung gebracht zu werden, verständlich oder? bei all dem öffentlichen rummel. ist aber alles mein ganz persönlicher eindruck...
grüße vom michel, freund der wassermänner!

antiantitanti schrieb am 30.09.2010
@Michel
Da sind wir wieder mal zusammen.
Mir geht es wie dem Fisch: Ich kann die Zusammenhänge die Du andeutest nicht richtig erkennen. Willst du im ersten Satz ev. Sarazins Pseudothesen unterstützen? Oder meinst du mit "... dem aussterbenden Volk..." , dass es immer weniger "Volk" mit rechtsextremen Gedankengut gibt? Dann kann ich das nur unterstützen. Schön wäre es, wenn dieses wirklich so ist und somit die Antwort auf deine Frage nach den Nachwuchssorgen der "Freunde" sein könnte. Doch was bedeutet denn der 2. Satz von Dir im Zusammenhang mit der Frage? das ist nicht zu verstehen.

Ichtys schrieb am 28.09.2010
@Michel
Dass der Fußball durchaus nicht immer nur eine sportliche Seite hat, sondern auch Emotionen bis hin zu klaren "Feindbildern" hervorrufen kann, dürfte wohl jedem bekannt sein. Vielleicht solltest du die Zusammenhänge, die du da konstruiert hast, mal etwas verdeutlichen.

michel schrieb am 28.09.2010
so in etwa scheint das ja schon hinzukommen, mit dem aussterbenden volk, wenn spieler schreibt, dass ihnen die leute fehlen.
den prenzlauer fußballern ist der spaß am spielen wohl etwas wichtiger, als die zugehörigkeit zu poltisch-rechts motivierten extrem 'lern. oder wie erklären sich die nachwuchssorgen der freunde?

anti anti anti schrieb am 23.09.2010
jetzt schwert und eichenblatt und vorher ein halber reichsadler (mit vergessenem(?)hakenkreuz).
sponsor: der geliebte gordon.
da braucht man wohl nichts mehr "hindrehen"; ev. natürlich nach rechts (-extrem).
shame to him who thinks evil of it. ha ha
rechtsextreme können vielleicht (naturbedingt) gar nicht verstehen, dass man eben NICHT "in jeder Mannschaft was suchen und finden" kann, um dann "etwas dem rechtsextremen zuzuordnen" (rechtsextremen: vom verfasser dieses artikels wurden trotz wörtlicher wiederholung der passage bewusst die anführungsstriche weg gelassen und das wort bewusst kleingeschrieben) und was ist denn "etwas"? etwa der polenfeldzug,oder das hakenkreuz oder oder....... es ist zu hoffen, dass die mannschaft unter so einem logo gar keine spieler mehr findet, dann muß ein bürgermeister nicht mehr in interpretationsmöglichkeiten suchen.

Spieler von NFF schrieb am 10.09.2010
Die Mannschaft NFF hat sich vorrübergehend vom spielbetrieb abgemeldet, aber nicht weil sie dem Druck der anderen Mannschaften nicht mehr stand halten konnte, sondern weil sie vorrübergehend nicht genügend spieler hat um spiele bestreiten zu können. Außerdem sind die so hingestellten Zahlen 28 und 8 und 8 "KEINE" zahlen im Club-Logo, sondern Buchstaben die für N F F stehen. Wenn man sich etwas hindrehen möchte, wie es hier weidermal der fall ist, um etwas dem "Rechtsextremen" zuzuordnen, könnte man in jeder Mannschaft etwas suchen und finden. Wenn sie über etwas berichten und schreiben sollte es auch der Wahrheit endsprechen.

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