Nachrichten, Berichte, Analysen zum Rechtsextremismus in der Uckermark |
30.09.2011 Über die Ehrenrettung SchwedtsSolide Recherche sieht anders ausVon Peter Huth Pinnow (ipr) Anmerkungen zu einem Artikel über die bundesweite Berichterstattung zum Weggang von Ibraimo Alberto aus Schwedt von Michael Dietrich, der am 21.09.2011 in der Märkischen Oderzeitung (MOZ) untern dem Titel "Tiefschlag für viele Freunde und Helfer" [zum MOZ-Artikel] erschienen ist. Der Artikel beruft sich auf die Aussagen der Schwedter Freunde Ibraimo Albertos. Immer wieder tauchen sie in den Zeilen als ein nicht fassbares "sie" auf. Es soll sich dabei um Politiker, Pfarrer, Trainer, Journalisten, Sportkameraden und Polizisten handeln. Gesicht zeigt in diesem Artikel außer dem Autor niemand. Nicht alles an diesem Artikel ist falsch. Zum Beispiel wurde korrekt dargestellt, dass es die Website gegenrede.info war, die als erste über den Weggang von Ibraimo Alberto berichtet hatte. Allerdings stimmt der Kontext nicht in den ihn Michael Dietrich gestellt hat. In dem kurzen Artikel wird weder von Flucht gesprochen noch den Schwedtern Fremdenfeindlichkeit oder Rassismus vorgeworfen. Das wird auch Michael Dietrich wissen. Vielleicht fehlt ja gerade deshalb der Link in der Online-Ausgabe der MOZ auf diesen gegenrede.info-Artikel [zum Artikel] unter den zahlreichen Links auf die anderen Presseveröffentlichungen. Auch ist es richtig, dass es sich bei dem freien Journalisten Peter Huth – also bei mir - um einen Unterstützer von Ibraimo Alberto handelt. Ansonsten strotzt der Artikel von Michael Dietrich von Halbwahrheiten und Unstellungen gegenüber Ibraimo Alberto und lobhudelt den im Nebel verbleibenden Freunden. Es folgen einige Beispiele.
Qualifikation Da wird behauptet Ibraimo Alberto sei kein Sozialarbeiter. Der Hinweis auf seine fehlende Qualifikation durchzieht den Artikel wie einen roten Faden. Wo nimmt der Redakteur das her, wessen Informationen glaubt er da so vorbehaltlos? Ibraimo Alberto besitzt eine Urkunde auf der ihm das Landesamt für Soziales und Versorgung am 14.03.2000 bescheinigt, dass er im Berufsfeld "Sozialarbeit/Sozialpädagogik" für die Sozialarbeit mit MigrantInnen gleichwertige Fähigkeiten besitzt wie ein staatlich anerkannter Diplom-Sozialarbeiter/Sozialpädagoge. Damit erübrigt sich jeglicher Kommentar zur Behauptung "Mit dem Job im Uni-Kindergarten Karlsruhe klappte es übrigens wegen seiner fehlenden Qualifikation nicht". U-Bahn-Lied Albertos Schwedter Helfer sollen dafür gesorgt haben, "dass es nicht an die große Glocke gehängt wird, als sein jugendlicher Sohn mit anderen – als Mutprobe – rechtsradikale Parolen mitgrölt und mit einem Grafithandschuh als Waffe von der Polizei verhaftet wurde." Grafithandschuhe gibt es gar nicht. Michael Dietrich wird wohl Quarzhandschuhe meinen und nicht wissen wovon er schreibt. Bei einem Pokalspiel des FC Schwedt 02 gegen die zweite Mannschaft des SV Babelsberg 03 im Dezember 2008 waren insgesamt 19 Jugendliche von der Polizei in Gewahrsam genommen worden. Anlass war unter anderem das antisemitische "U-Bahn-Lied" [mehr zum U-Bahn-Lied], das die Jugendlichen im Alter von 13 bis 19 Jahren im Schwedter Stadion gesungen hatten. Es geht hier wohl um diesen Vorfall. Wichtig daran ist das "unter anderem". Ibraimo berichtete gegenrede.info damals, dass sein Sohn gar nicht ins Stadion gekommen sei, sondern schon vorher von der Polizei wegen eines Quarzhandschuhs aus dem Verkehr gezogen worden war. Diese Aussage stützt heute die Pressestelle der Polizei des Schutzbereiches Uckermark indem sie mitteilt, "dass gegen den Sohn des Ibraimo Alberto Ermittlungen geführt wurden aufgrund eines Verstoßes gegen das Waffengesetz. Im Bezug zur Volksverhetzung bestand kein Tatverdacht gegen ihn." Er wurde übrigens auch nicht verhaftet. Er wurde in Gewahrsam genommen wie die MOZ 2008 richtig berichtete. Ungebremst ins Polizeiauto Albertos Schwedter Helfer sollen ihm aus der Klemme geholfen haben, "als er ungebremst auf ein Polizeiauto auf der Autobahn raste und sich eigentlich dafür vor Gericht hätte verantworten müssen". Ein gefährlicher Satz und man kann nur hoffen, dass sich der Verfasser leicht im Bild vergriffen hat und in Wirklichkeit meint "den Rücken gestärkt". Michael Dietrich muss bei solchen Worten aufpassen, dass er nicht plötzlich das Geschäft der extremen Rechten betreibt. Die behaupten immer, dass Ausländer weniger hart bestraft werden als Deutsche. Es geht sogar noch weiter, durch die Worte "und sich eigentlich dafür vor Gericht hätte verantworten müssen" kann er den Eindruck erwecken, dass bei der Staatsanwaltschaft in Frankfurt/Oder, die dieses Verfahren bearbeitet hat, nicht alles mit rechten Dingen zugegangen ist. Der Arm der Schwedter Freunde Ibraimos mag ja weit reichen. Aber die Konsequenz aus diesem Gedanken, sie hätten ihren Einfluss geltend gemacht, um staatsanwaltliche Ermittlungen zu beeinflussen, das wäre harter Tobak. Unabhängig davon bleibt die Frage unbeantwortet, woher weiß Michael Dietrich so genau, dass Ibraimo Alberto "sich eigentlich dafür vor Gericht hätte verantworten müssen"? Hoffentlich hat er eine gute Antwort und kommt nicht auf die Idee zu sagen, das wäre gesundes Volksempfinden. Die MOZ hatte zuvor zwei Mal über Albertos Autobahn-Eskapaden berichtet. Er war tatsächlich ungebremst in ein Polizeiauto gefahren und dabei schwer verletzt worden. Zwei Polizisten waren bei ihrem Einsatz ebenfalls verletzt worden. Man berichtete zwar von der Anordnung einer Blutprobe. Deren Ergebnis, dass er weder Alkohol noch Drogen zu sich genommen hatte, erfuhren die MOZ-LeserInnen dann schon nicht mehr. Auch verzichtete Michael Dietrich darauf zu berichten, dass das strafrechtliche Verfahren eingestellt worden war. Das erfuhren die MOZ-LeserInnen erst in der vergangenen Woche in diesem ganz neuen Rahmen. Auf die Idee, dass Ibraimo Alberto in Andreas Brandt einen erfahrenen Anwalt hat, ist er wohl nicht gekommen. Ausländerbeauftragter Die Sätze zum Thema "Ausländerbeauftragter" lassen aufhorchen. "Die, die ihn einstimmig zum Ausländerbeauftragten gewählt hatten." Hier lüftet sich das einzige Mal der Nebelschleier um das sonst verborgene "sie". Gemeint sind alle Stadtverordneten in Schwedt. Ob die sich aber wirklich alle, wie im Text behauptet, am meisten von Ibraimo Alberto enttäuscht fühlen? Sie sollten sich doch öffentlich zu Wort melden und eine aufrichtige Debatte führen. Denn die ehrenamtliche Funktion des Ausländerbeauftragten in die sie Ibraimo Alberto wählten, nahm er wohl zu ernst. Er war wohl manchmal auch unbequem. Warum sonst tauchen in dem Artikel Sätze auf wie "Und dass manche Tür berechtigterweise zufiel, weil er als … Ehrenamtler keine Befugnisse in der staatlichen Ausländerbehörde hat." oder "Für das Ehrenamt engagierte sich Ibraimo Alberto bis an die Grenzen. Allein 2011 absolvierte er 56 Dienstreisen." Fragt von wessen Grenzen da die Rede ist? ZDF-Redakteurin Katrin Lindner textete in ihrem Beitrag für die Sendung Mona Lisa: "Als wir im Rathaus nachfragten, hieß es, warum wir uns für einen ehrenamtlichen Ausländerbeauftragten interessieren würden?" Zugeständnis Immerhin gesteht Michael Dietrich Ibraimo Alberto zu, dass dessen "Schilderungen von Frotzeleien, dummen Sprüchen, Beleidigungen gegen ihn und seine Familie" glaubhaft sind. Für ihn ist da Schwedt allerdings keine Ausnahme. "In vielen deutschen Städten gibt es das. Auf manchem Fußballplatz. An etlichen Kneipenstammtischen. Wer davon betroffen ist, wird beleidigt, erniedrigt, gekränkt. Zu Recht spricht derjenige von Rassismus." Eines möge Michael Dietrich dabei bedenken. Jener Stammtisch-Rassismus, den er beschreibt, ist der schleichende Vorbote des militanten Rassismus und es gilt, ihn von vornherein einzudämmen. Sein Artikel macht genau das Gegenteil und öffnet Schleusen. ______________________________________ Anti Anti Anti schrieb am 28.10.2011 Lothar Priewe schrieb am 20.10.2011 barfuss schrieb am 17.10.2011 Paul schrieb am 16.10.2011 Lothar Priewe schrieb am 16.10.2011 Der Honigmann schrieb am 12.10.2011 Lothar Priewe schrieb am 11.10.2011 Paul Binde schrieb am 11.10.2011 Lothar Priewe schrieb am 02.10.2011 Lothar Priewe schrieb am 01.10.2011 jana mulemba schrieb am 30.09.2011 ______________________________________ |
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