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news >> 2012 >> 120506_01

06.05.2012

Uckermärkischer Bauerntag: Minister kritisiert Tagungsort

Winke mit dem Zaunpfahl – Worte gegen Nazis

Grünow (ipr) Der uckermärkische Bauerntag in Grünow schrammte nur knapp an einem Eklat vorbei. Erst Donnerstagabend wurde klar, dass Infrastruktur- und Landwirtschaftsminister Jörg Vogelsänger seinen für den Folgetag zugesagten Besuch nicht wieder absagen würde. Der Grund für sein Zögern: Fast auf den Tag genau vor sechs Monaten hatte am Tagungsort des Bauernverbandes der Landesparteitag der NPD-Brandenburg dank der Unterstützung des dortigen Pächters unbemerkt von der Öffentlichkeit stattfinden können.

Am Montag vergangener Woche hatte Minister Vogelsänger erfahren, dass er in einem Saal reden sollte in dem zuvor der NPD-Landesparteitag unbehelligt stattgefunden hatte. Er erwägte seinen Auftritt vor den uckermärkischen Bauern abzusagen. Landrat Schulze konnte nach eigenen Aussagen den Minister nach mehreren Gesprächen erst Donnerstagabend überzeugen, doch zu kommen. "Es wäre vielleicht nicht so gut gewesen, einfach weg zu bleiben auf die Einladung", erklärte der Landrat. "Besser ist es herzukommen und sich zu positionieren zu diesem Thema!"

Das tat dann auch Jörg Vogelsänger unmissverständlich. "Nazi-Ideologie darf kein Raum gegeben werden", erklärte er den anwesenden Bauern. "Hier wurde Raum gegeben. Ein Fehler, der ist unentschuldbar, ist passiert. So etwas darf nie wieder vorkommen!"

Was nie wieder vorkommen darf, fand am 3. Dezember 2011 im Landgasthof "Zum alten Schafstall" in Grünow bei Prenzlau statt. Anders als im Hotel Seegarten in Grünheide bei Berlin, das derzeit in den Schlagzeilen steht, hatte sich die NPD in Grünow nicht einschleichen müssen. Der Pächter des Gasthofes, Karsten Schröder, hatte der NPD freiwillig die Türen geöffnet.

Anders als das Hotel Seegarten wurde der Landgasthof auch nicht durch die Gemeinde boykottiert. Und auch der Bauernverband sah keinen Grund den Bauerntag dort nicht abzuhalten. Man gab vor, von der NPD-Veranstaltung nichts gewusst zu haben.

"Es hatte sich vor zwei Tagen herausgestellt, dass die NPD in diesen Tagen ihren Landesparteitag hier durchgeführt hat. Und dies hat uns ganz schön schlucken lassen, denn wir als Bauernverband lehnen die Gedanken rechtsextremer Parteien rigoros ab", eröffnete die Vorsitzende, Wenke Fichtner, ihre Begrüßungsrede.

Zwei Tage zuvor will der Bauernverband erst von diesem Parteitag der NPD erfahren haben. Dabei waren Kreisausschuss und Landrat offiziell durch den Verfassungsschutz bereits in Februar über den Tagungsort in Grünow informiert worden. Die Bauern sitzen im Kreistag. Zusätzlich hatte sich die Prenzlauer Zeitung am 24. Februar in einem ganzseitigen Artikel mit deftigen Kommentar von Chefreporter Heiko Schulze eindeutig positioniert. Scheinbar ohne Wirkung.

Vogelsänger nannte Vorbilder. Er wies in seiner Rede auf Heinz Baumeister hin, dem Geschäftsführer des Emplanade in Bad Saarow (Oder-Spree). "Der hat einem Nazi eben nicht das Wochenende dort entsprechend eingeräumt sondern Hausverbot gegeben", lobte der Minister die Haltung des Hoteliers. "Das wäre hier auch möglich gewesen und deshalb, jeder kann seinen eigenen Beitrag leisten, was Zivilcourage betrifft."

Lokalpresse blendet Wirklichkeit aus

Zivilcourage (Vorsicht Ironie) bewies auch der Redakteur der Prenzlauer Zeitung. In seinem Bericht über den Bauerntag erwähnte Redaktionsmitglied Udo Roll mit keinem Wort die Aussagen von Minister Vogelsänger, Landrat Schulze und Bauernverbandsvorsitzende Wenke Fichtner zum Thema Rechtsextremismus. Stattdessen heißt es im Vorspann des Artikels etwas prosaisch: "Auf den Feldern wächst der Mais und blüht der Raps. Darüber freuen sich die Uckermärker Bauern. Weniger gut zu sprechen sind sie dagegen auf Naturschützer und Politiker. Deren Entscheidungen würden ihnen das Leben schwer machen."

Bericht zum NPD-Landesparteitag

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