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news >> 2012 >> 121206_01

06.12.2012

Milmersdorfer Artistenvertreibung: 1. Prozesstag

Angeklagter gesteht Steinwürfe

Neuruppin (ipr) Der erste Tag des Berufungsprozesses vor dem Landgericht Neuruppin um die Vertreibung des kleinen Familienzirkus "Happy" aus Milmersdorf endete mit einer Überraschung: Einer der vier verbliebenen Angeklagten gestand in seiner Einlassung vor Gericht Steinwürfe ein.

Selbst die Anwältin des 19-jährigen Kay M. zeigte sich erstaunt und musste erst einmal mit ihrem Mandanten Rücksprache halten. Danach erläuterte sie in einer persönlichen Erklärung dem Gericht, dass es am Vorabend des Berufungsprozesses ein Gespräch im Familienkreis des Angeklagten gegeben habe bei dem die Mutter von Kay M. ihren Sohn gebeten hat, vor Gericht die Wahrheit zu sagen. Sie selbst habe ja bei den Steinwürfen neben ihm gestanden.

Bis zu diesem Zeitpunkt hatten die Angeklagten erst auf schärferes Nachfragen der Vorsitzenden Richterin Becker überhaupt Steinwürfe bestätigt und die einem schuldunfähigen 13-jährigen Jungen zugeschoben.


Steintreffer am Heck des Zirkuslasters foto: ipr

Die Schilderungen der Angeklagten über die Ereignisse im September 2010 hatten die Steinwürfe gar nicht erwähnt. Sie waren geprägt vom Unverständnis darüber, dass die Zirkusleute fluchtartig den Ort verlassen hatten. Man tat so als hätte es lediglich kleine Meinungs- verschiedenheiten mit den Zirkuskindern gegeben, die ein derartiges Verhalten in keinster Weise rechtfertigten.

Dabei konnte der kleiner Familienzirkus Milmersdorf nur unter Polizeischutz verlassen. Die Anwohner hatten die Artistenkinder über mehrere Stunden hinweg bedroht, beschimpft und mit Steinen beworfen. Fahrzeuge und Campinganhänger waren durch die Steinwürfe beschädigt worden

Im Prozess vor dem Jugendschöffengericht in Prenzlau waren die erwachsenen Angeklagten zu Haftstrafen auf Bewährung und die jugendlichen Angeklagten zu Jugend- und Freizeitarrest wegen Volksverhetzung verurteilt worden. Lediglich der 31-jährige Manuel B. hatte sein Urteil von sechs Monaten Haft auf Bewährung akzeptiert.

Morgen findet der zweite Prozesstag vor dem Landgericht Neuruppin statt.

siehe auch:
Wahrheit entpuppt sich als Puzzle
Mit Steinwürfen vertreiben Dorfbewohner die Artisten



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