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news >> 2024 >> 240605_01

05.06.2024

Ein parteiloser Kandidat auf der Liste der CDU für die SVV Angermünde war früher ein Nazi

Über das Scheitern einer Recherche

Angermünde (ipr) Der CDU in Angermünde scheint es gelungen zu sein, einen früheren Rechtsextremisten in die demokratischen Strukturen der Partei einzubinden. Er kandidiert auf der Liste der CDU als parteiloser Kandidat für die Stadtverordnetenversammlung von Angermünde.

Am 27. April 2024 teilt die CDU-Fraktion auf ihrem Facebook-Profil mit "Erstmalig kandidiert Andre Hagenbach als Parteiloser auf der Liste der CDU für die SVV Angermünde. Wir wünschen ihm viel Erfolg." Das war schon eine Überraschung. Für gegenrede.info ist dieser Mann kein Unbekannter. Dieser Wandel macht neugierig. Allerdings sind bisher alle Versuche gescheitert Kontakt zu ihm oder zur Angermünder CDU aufzunehmen. Dazu später mehr.


Ankündigung auf Facebookscreenshot: ipr

Chronologie der Entfremdung

Gegenrede.info kennt diesen Mann unter dem Namen André Krüger. Er gehörte zur lokalen Nazi-Truppe "Freie Nationalisten Uckermark", die sich am 04.10.2009 zu neunt in Angermünder Innenstadt ungestört von Öffentlichkeit und Polizei mit einer Demonstration gegen den "linken Terror" (in Berlin) das erste Mal zu Wort meldete. Ob er schon zur Vorgängergruppe "Hatecore Warriors" gehörte, ist unklar.

Die FNUMler orientierten sich an der Kameradschaft Märkisch Oder Barnim (KMOB). Zwischen 2009 und 2010 beteiligte sich André Krüger an zahlreichen Aktionen der FNUM. So beteiligte er mit seinen rechten Kameraden am KMOB Demo-Marathon. Unter anderem im Mai 2010 in Bernau, im Juni 2010 in Bad Freienwalde und Strausberg zu sehen. In Bad Freienwalde trat er als Redner auf. Spätestens da interessierten sich auch die NPD-Granden wie Udo Voigt und Hartmut Kneider für den "talentierten" jungen Mann. Was daraus wurde, hätte gegenrede.info gern von André Hagenbach erfahren.

2010 mit dem drohenden Vereinsverbot der KMOB löste sich die FNUM auf, um kurz darauf als "Nationale Sozialisten Barnim Uckermark" wieder aufzuerstehen.

Im März 2012 beteiligte sich André Krüger an einer Nazi-Demo in Frankfurt Oder unter dem Motto "Raus aus der EU – Grenzen dicht!".

Am 1. Mai 2012 war er auf einer NPD-Demo in Greifswald zu sehen.


André Krüger als Redner in Bad Freienwaldefoto: ipr

Im Dezember 2012 ist er vor dem Amtsgericht in Schwedt zu 30 Tagessätzen wegen Zeigens des Hitlergrußes am öffentlichen Strand des Parsteinsees verurteilt worden.

Im Dezember 2014 war er in der Facebook-Gruppe "Uckermark gegen Überfremdung und Asylmissbrauch" zu finden.

Im August 2016 agitierte er in der geschlossenen Facebook-Gruppe "Angermünder Bürgerwehr" für den Aufbau einer Wehr, um dem vermeintlichen Drogenhandel von Flüchtlingen etwas entgegen zu setzen.

Danach hat gegenrede.info ihn aus den Augen verloren. 2019 soll er geheiratet und den Namen seiner Frau angenommen haben. Das wiederum kann als Bruch mit oder als Verstecken seiner Vergangenheit bewertet werden.

Er ist wieder da

Seit dem 27. April, der Ankündigung seiner Kandidatur für die Stadtverordnetenversammlung von Angermünde auf der CDU-Liste, ist André Krüger alias Hagenbach wieder da. Vor drei Tagen wurde sein Foto erneut gepostet. Eine erstaunliche Entwicklung über die gegenrede.info gern mehr erfahren hätte. Auf eine Anfrage über sein Instagram-Profil hat er nicht reagiert. Die Pressesprecherin der Angermünder CDU, Denise Wolff, zeigt bisher keine Reaktion und auch der Angermünder CDU-Chef und Mitbesitzer von Gut Kerkow, Jochen Beutgen, scheint von der Anfrage von gegenrede.info überfordert. Dabei war die schlicht formuliert: "Können Sie mir einen Kontakt zu Ihrem SVV Kandidaten André Hagenbach vermitteln? Vor seiner Hochzeit 2019 hieß er André Krüger. Er hat sicher mit der CDU darüber geredet, dass er früher ein Rechtsextremist war und zu den "Freien Nationalisten Uckermark" gehörte. Mich interessiert sein Weg, seine Entwicklung hin zu einer demokratischen Partei."

Immerhin reagierte sein Stellvertreter Dr. Stephan Diller. Der ist im Hauptberuf Leiter des Dominikanerklosters in Prenzlau. Er teilte mir mit, dass er den Mann persönlich gar nicht kenne. Dabei war er der Erste auf Facebook, dem die Kandidatur von André Hagenbach gefiel.

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